THEODOR  KIRCHNER   (1823 - 1903)
 


 

                                   Kirchners Hanschrift eines Chorliedes, 1861
 

                       ZITATE  von  THEODOR KIRCHNER
 
 

                                "Schumann war offenbar erfreut über mein Verständnis seiner Sachen. Es wunderte ihn,
                                dass ich alle  d i e  Stücke mit ihm besprach, die er selbst für seine besten hält und
                                worüber ihm sonst noch niemand etwas gesagt habe...".

                                (Brief vom September 1851)
 

                          "Dass ich oft viel verspielt habe, leugne ich nicht. Aber du lieber Gott! es geschah wirk-
                          lich  nicht in der Absicht zu verspielen, sondern zu gewinnen und so auf eine bequeme
                                Art aus allen Verlegenheiten heraus zu kommen. Leider bin ich auch sonst nicht sparsam
                                im gewöhnlichen Leben. Immer zu freigebig, luxusliebend usw. Denn Sie wissen ja, dass
                                ich aus einem Extrem ins andere falle".

                          (Brief vom 19.3.1862)
 

                          "Wieviel gibt es gute Klavierspieler, die doch nicht im Stande sind, ein einziges der
                                 phantasiereichsten und genialsten Stücke von Schumann richtig im Geiste zu spielen!
                                 Diese Region ist ihnen eben verschlossen. Und wenn ich Ihnen bei dieser Gelegenheit
                                sage, dass sogar Frau Schumann viele Sachen ihres Mannes meinem Gefühl nach ganz
                                abscheulich spielt - wie zum Beispiel die > Romanze < in der Soirée - so ist das eben
                                meine Meinung, un die bleibe unter uns! Das Gefühl und das Verständnis tut's nicht
                                allein , es muss Darstellungskraft vorhanden sein, und im höchsten Sinne!

                                (Brief vom 23.3. 1862)
 

                               "Ich ertrage das Leben, aber es ist mir eine ungeheure Last - viel mehr als es andern
                               scheinen mag. Ich darf niemandem sagen, wie mir innerlich zu Mute ist, wie ich eigent-
                               lich an nichts mehr rechte Freude habe, wie ich mir selbst zuwider bin! Nur der Schwimm-
                               gürtel des Humors und des Leichtsinns hält mich noch an der Oberfläche. Überhaupt
                               liebe ich eigentlich nur noch die Kinder, die grossen Leute sind mir im allgemeinen zu
                              dumm und zu schlecht. - Schumann war so eine kindliche Natur, wie ich sie liebe und
                              bewundere".

                              (Brief vom 25.2.1863)
 

                             "Vor meiner Hinrichtung - nächsten Dienstag - bin ich kein Mensch mehr. Ich geb' Ihnen
                             die Versicherung, dass ich mich in meinem Leben vor nichts so gefürchtet habe wie vor
                             diesem öffentlichen Spielen. Je mehr ich übe, desto schlechter geht's, weil ich eben
                             förmlich krank werde vor innerer Aufregung. Bitte denken Sie am Mittwoch morgen an
                             mich, dann habe ich das Schreckliche überstanden".

                             (Brief vom November 1863)
 

                             "Brahms...ist ein kurioser Kauz: im Grunde liebenswürdig und tüchtig, dann wieder
                              schroff  und rücksichtslos im höchsten Grad - oft knabenhaft lustig, dann wieder ernst-
                              haft und weise, wie ein alter Meister. Nehmen auch Sie ihn wie er ist!"

                             (Brief vom 12.5.1866)
 

                             "Verhehlen kann ich es mir selbst nicht mehr, dass ich meinem Verderben entgegengehe,
                             da mir namentlich auch die Energie fehlt, mich aus der peinlichen Situation durch tausend
                             gute oder am Ende einen schlechten Streich zu befreien. Ich glaube nicht, dass mein Herz
                             eigentlich schlecht ist, aber schwach bin ich, und das ist wohl ziemlich so schlimm...".

                             (Brief von ca. 1866)
 

                             "Die Unmöglichkeit, hier in Leipzig irgendwie Position zu gewinnen, macht mich sehr be-
                             sorgt für die Zukunft. Wenn [man] componiren  m u s s, um zu leben, so wird einem schliess-
                             lich die ganze Kunst ein Lastwagen, den man tagaus und ein ziehn muss...".

                            (Brief ca. 1877)
 

                            "Ob besondere Neigung und Faulheit oder Ungeschicklichkeit mich immer wieder aufs
                             Klavier hinwiesen und für dieses hauptsächlich in kleinen Formen mich bewegen liessen -
                             wer weiss es genau? Ich nicht. Nur soviel kann ich Ihnen sagen, dass ich alle meinen
                             kleinen Sachen wirklich empfunden und nicht  > geschmiert < und oft mehr Zeit dazu ge-
                             braucht habe, ein kleines Stückchen fix und fertig hinzustellen - als es nachträglich er-
                             scheinen mag...".

                             (Brief vor 1886)
 

                            "Unsereiner schleppt sich nun so durch. Weiss oft nicht so recht, wie er dazu kommt,
                             noch auf dieser Welt zu sein. Es ist eine fatale Sache, wenn man nicht so dumm ist, seine
                             Existenz für notwendig zu halten. Ein Schuster macht so lange neue Stiefel und besohlt
                             welche, solange er gesund ist, aber unsereiner nicht. Ich besohle bloss noch".

                             (Brief vom 11.3.1886)
 

                             "Jedenfalls kannst Du [Brahms] überzeugt sein, dass ich mich an Dingen in Deiner Musik
                             freue, die wohl den meisten Anderen entgehen. Seit vielen Jahren denke ich immer, wenn
                             ich selbst etwas mache: Ob das wohl Brahms gefallen könnte? Und so möchte ich, dass es
                             sogar einem wie Dir wohl thut zu wissen, dss unter der grossen Herde einer ist, der eine
                             Nase für feinste hat. Meine anderen Organe nehmen nach und nach etwas ab, besonders
                             die Augen, aber von der musikalischen Nase ist immer noch etwas da. Möchtest Du ihr
                             noch viel zu riechen geben!"

                            (Brief vom 4.11.1892)
 
 
 

                           Obige Zitate sind den in der Literaturübersicht genannten Titeln entnommen.  2002.
 

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