Schulausflug
ins Morgenland Grundschüler besuchten die Moschee in der Eisenbahnstraße, lernten eine andere Kultur kennen und bauten Vorurteile ab
Quelle: Saarbrücker
Zeitung, Montag, 20. Juni 2005 Über
40 Kinder von der Grund-Schule am
Ordensgut waren in der Moschee des Türkisch-Islamischen Kulturvereins in
Alt-Saarbrücken zu Besuch. Die Koranlehrerin der Moschee beantwortete nicht nur
die Fragen der neugierigen Kinder und erklärte ihnen die Regeln des
Muslimischen Glaubens. Sie zeigten ihnen auch, wie man als Muslim richtig betet. Von
SZ-Redaktionsmitglied Benjamin Dietrich Saarbrücken. Etliche andere
Fragen stellten die Kinder der Koranlehrerin. Ab wann müssen die Mädchen ein
Kopftuch tragen? Wann und wie oft beten Muslime? Und wie ist das mit den Rechten
der Frauen und Männern im Islam? Sind sie nun Gleichberechtigt. Oder nur die Männer
das Sagen? Diese Fragen hätten sie sich vorher im Unterricht überlegt, sagt
ihr Lehrer für katholische
Religion, Eberhard Roevenstrunk. „Zur Zeit beschäftigen
wir uns in unserer Schule intensiv mit dem Thema Islam“, sagt er. Die
Direktorin der Grundschule, Christel Dewald, erklärt warum: „ Wir haben türkische
Kinder in unsere Klassen, die nach den Regeln des moslemischen Glaubens
leben“, erzählt sie. Ein türkisches Mädchenhabe im Schulheim beispielsweise
fünf Mal am Tag ihren Gebetsteppich unter den Arm genommen und sei beten
gegangen, berichtet sie von dem Ausflug. „Die anderen Schüler
waren natürlich neugierig, was sich hinter diesem Ritual verbirgt“, berichtet
sie. Die Koran Lehrerin Gökdemir versuchte mit ihren Antworten, die Neugier der
Kleinen zu befriedigen, und so manch ein Vorurteil gegenüber dem Islam wurde
dabei gleich einmal aus dem Weg geräumt. „Hab’ ich gar nicht gewusst, dass
die Frau im Islam genauso viele Rechte haben wie die Männer“, sagt Thomas
Granscher aus der Klasse 4.2. Sein
Klassenkamerad interessiert sich dagegen eher für die Gebetsrituale im Islam.
„Spannend, dass die Muslime immer, egal wo sie sich auf der Welt befinden,
Richtung Mekka beten. Und das Ganze fünf Mal am Tag. Das würde ich
wahrscheinlich gar nicht schaffen.“ Nach der
Fragestunde zeigte der Vorstandsvorsitzende des türkischislamischen
Kulturvereins, Bilal Duran, den Kindern noch, wie Muslime beten. In Reih und
Glied stellten sich die Kinder, Mädchen und Jungen getrennt, in dem Gebetsraum
auf und hörten schweigend und voller Respekt dem Gebetsgesang zu. Beim anschließenden
Essen, eine Etage tieferem Foyer, war es mit der Ruhe dann aber vorbei. Bei
Fladenbrot, Oliven und Schafskäse stellten die Grundschüler noch die letzten
Frage, die ihnen auf den Nägeln brannten. Ganz nebenbei lernten sie so noch
eine weitere Regel aus dem Koran kennen: die Gastfreundschaft gegenüber
Fremden.
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