Kapitel 6: Winterzeit

31.10.2004 (So): Winterzeit-Umstellung - das bedeutet es wird noch eine Stunde früher dunkel als es sowieso schon der Fall ist... na toll... Heute hab ich nicht sonderlich viel gemacht außer dieses Tagebuch auf den neuesten Stand zu bringen, nach Rosenborg-Fotos & Songtexten zu suchen sowie das nächste Protokoll anzufangen... ach ja, und abends hab ich noch "Buddy" (von meiner Tandem-Partnerin Hilde geliehen) geguckt - ein toller, manchmal lustiger und manchmal trauriger, interessanter und typisch norwegischer Film, den ich mir sicherlich auf DVD holen werde um damit meine Freunde in Deutschland zu quälen (immerhin gibt es englische Untertitel *ggg*)!

       

01.11.2004 (Mo): An diesem Tag habe ich das Kolloquium vorbereitet, bin zum Kolloquium gegangen und anschließend war ich mit Anne in der Stadt, wo sie nach einem Geschenk für ihre Mutter gesucht hat (ich habe auch nach Geschenken gesucht, aber was und für wen wird hier nicht verraten). Danach haben wir zusammen Pfannkuchen gebacken und diese auf norwegische Art mit Lettrømme (sowas ähnliches wie Creme fraiche) und Marmelade gegessen. Und zuletzt habe ich noch Tobis DigiCam-Photos von den Hüttenfahrten (Telin und Agdenes) bearbeitet und auf diese HP gebracht, wo sie jetzt zu sehen sind.

02.11.2004 (Di): Diesen ganzen schönen Tag habe ich dem Protokoll gewidmet : (    naja, oder doch zumindest fast den ganzen Tag, denn nachmittags gab es Tee & Teilchen und abends war ich zur Belohnung mit Anne im Kino, wo wir uns "Wimbledon" angesehen haben (deutscher Start-Termin: 17.02.2005 !!!) - eine sehr schöne, romatische Komödie mit Paul Bettany (bekannt aus "Ritter aus Leidenschaft", wo er Geoffrey Chaucer gespielt hat) und Kirsten Dunst.

03.11.2004 (Mi): Nach dem üblichen Vorlesungs-Doppelpack war ich in der Stadt um dort Karten für den "großen Kino-Samstag" zu ergattern - an diesem Tag laufen norwegenweit alle Kinofilme zum halben Preis, und die Auswahl an Filmen (aktuelle + Klassiker) ist deutlich größer als sonst. Conny, Anne und ich wollen am Samstag in "Die Rückkehr des Königs", der hier natürlich in Englisch mit norwegischen Untertiteln läuft. Nach dem erfolgreichen Karten-Kauf habe ich mich zurück nach Moholt begeben, wo ich feststellte, dass die Wohnheimsverwaltung in Münster mir per mail die Zusage für ein Zimmer geschickt hatte - yippieh!!! Meine Freude währte jedoch nur kurz, denn ich stellte fest, dass  ich mich innerhalb von einer Woche persönlich bei der Wohnheimsverwaltung vorstellen sollte. So versuchte ich kurzfristig einen Stellvertreter zu finden, was mir leider nicht glückte, und rief außerdem zu Hause bei Isi an, da ich auch eine Semesterbescheinigung und ein Passfoto für die Wohnheimsverwaltung brauchte. Dummerweise war aber der Brief der Uni, in dem sich besagte Bescheinigungen (und zudem auch das Semesterticket) befanden, leider nicht aufzufinden... argh!!! Nun, diese Probleme mussten erst mal eine Weile warten, denn heute abend mussten Anne und ich das Agdenes Hütten-Nachtreffen organisieren (=Essen kochen und genug Stühle für alle organisieren). Es gab Chili con carne, allerdings gibt es in Norwegen keine Fertiggewürz-Packungen dafür, so dass wir spontan mit Taco-Gewürz improvisieren mussten. Es hat allen aber anscheinend trotzdem sehr gut geschmeckt, denn von den beiden Töpfen mit Reis und Chili blieb nichts übrig. Das Nachtreffen war sehr lustig und es wurde spontan der Vorschlag geäußert am nächsten Wochenende wieder auf eine Hütte zu fahren. Wir einigten uns auf die Sonvasskoie und Tobi bot sich an die Hütte von Sonntag auf Montag zu buchen. Spät abends (anscheinend nach einiger Sucherei) bekam ich dann noch von Isi eine SMS, in der stand, dass der Brief doch noch gefunden worden war - puuuuh, war ich da erleichtert!

04.11.2004 (Do): Nach meiner gestrigen, glücklosen Suche nach einem Stellvertreter rief ich heute früh bei der Wohnheimsverwaltung an, und siehe da, die nette Sachbearbeiterin machte sofort den Vorschlag mir die nötigen Unterlagen nach Norwegen zu schicken... supi, das hört sich doch direkt viel besser an. Danach war ich kurz einkaufen und habe danach zwei Hefeteige angesetzt, die Anne und ich später zu Zimtschnecken verarbeiten wollten (Anne saß zu diesem Zeitpunkt noch am Zoophys-Protokoll). Ein Teig war für die netten Assis des Zoophysiologie-Laborkurses, die sich letzte Woche vor Hilfsbereitschaft fast ein Bein ausgerissen hatten, und der andere Teig war für Annes Chor, wo es üblich ist, dass immer zwei Leuet den Chor mit Leckereien für die Pause versorgen. Nachdem der Teig kräftig aufgegangen war, machten wir uns ans Back-Werk und schufen ein Blech nach dem anderen voll köstlicher, duftender Zimtschnecken. Für alle, denen beim Wort "Zimtschnecke" (oder "korvapuusti" [finnisch] oder "kanelbolle" [norwegisch]) das Wasser im Mund zusammenläuft, hier das Rezept:

Teig:
5 dl lauwarme Milch (Wasser tut's zur Not auch)
1 Paket Frischhefe (Trockenhefe tut's zur Not auch)
1 Ei
1 Esslöffel Kardamon
2 Teelöffel Salz
1 1/2 dl Zucker
15-16 dl (ca. 1,2 kg) Mehl
150 g geschmolzene Margarine oder Butter
Füllung:
100 g weiche Margarine oder Butter
1 dl Zucker
gaaaanz viel Zimt (so viel bis die Füllung dunkelbraun ist)

zum Bestreichen: 1 Ei

zum Dekorieren: Perl-/Hagelzucker

Frischhefe in der lauwarmen Milch auflösen, dann das Ei und die Gewürze (Kardamon, Salz, Zucker) hinzufügen. Das Mehl nach und nach zugeben und immer kräftig den Teig kneten. Zuletzt die geschmolzene, abgekühlte Margarine/Butter hinzufügen und so lange kneten (evtl. noch ein bisschen Mehl zugeben) bis der Teig glatt und geschmeidig ist und sich gut vom Rand der Schüssel löst. Mit einem Tuch bedeckt mindestens 1 Stunde an einem warmen, nicht zugigen Ort gehen lassen. Derzeit kann man gut die Füllung zubereiten. Dazu einfach Margarine/Butter gründlich mit Zucker und Zimt vermischen. Den Backofen auf 200°C vorheizen. Den Teig nochmals durchkneten, in zwei Portionen aufteilen und je eine Portion auf einer bemehlten Arbeitsfläche möglichst dünn ausrollen (je dicker der Teig umso riesiger die Zimtschnecken). Die Füllung darauf verteilen und zu einer Rolle aufrollen. Die Rolle dann mit einem scharfen Messer in dreieckige Stücke schneiden, mit Ei bepinseln und Hagelzucker darauf streuen. Backzeit ca. 15-20 min (so lange bis die Schnecken schön goldbraun sind).
Nachdem wir also viele Bleche voller Zimtschnecken gebacken hatten, wurde es Zeit noch schnell einen Happen zu essen und dann mussten wir auch schon los zum Laborkurs. Wieder einmal waren die Assis sehr nett und haben sich sehr viel Mühe mit uns gegeben. Außerdem haben sie sich natürlich sehr über die Zimtschnecken gefreut! Der Kurs war recht interessant: Es ging um das Thema Muskelkontraktion, und dazu wurde ein Frosch als Versuchstier gewählt. Ein Muskel samt Nerv wurde freipräpariert und durch elektrische Stimulation des Nervs zum Kontrahieren gebracht. Leider haben wir keine tollen Versuchsergebnisse, so dass das Protokoll ein wenig schwierig werden könnte. Nach dem Kurs wurden dann zur allgemeinen Freude die Zimtschnecken verteilt und wir haben noch ein wenig mit den Assis geredet. Nach dem Kurs sind wir zurück nach Moholt gefahren, von wo ich Anne gegen 7 zum Chor gefahren habe. Gegen 10 bin ich dann mit Conny, Henning und Ben in die Stadt gefahren, wo wir uns mit Anne und Tobias vor dem Rio getroffen haben (im Rio sollte eine Party stattfinden, die groß auf der mailing-Liste für internationalen Studenten angekündigt worden war). Da im Rio aber noch nichts los war, sind wir zuerst ins mormors gegangen, wo wir uns nett unterhalten haben und wo ich einen leckeren heißen Kakao getrunken habe. Gegen 11 sind wir wieder zurück ins Rio gegangen, wo es mittlerweile schon voller war. Dort haben wir uns dann auf die Tanzfläche gestürzt und zu teils guter und teils fürchterlicher Musik getanzt. Um kurz nach 2 wurden dann allerdings die Lichter angemacht und die Musik ausgestellt, was einem Rausschmiss gleichkam. Da wir nun mit Tobi und Anne zu sechs waren, wurde es bei der Rückfahrt ein wenig eng im Auto, aber wir haben's unbeschadet nach Moholt geschafft, wo ich um 3 müde ins Bett fiel.

05.11.2004 (Fr): Nachdem ich bis 12 Uhr ausgeschlafen hatte, beschloss ich einen Gammel-Tag einzulegen. Ich habe den gaaaaaaanzen Tag lang "Meteor" von Dan Brown gelesen (620 Seiten; von Anne geliehen) - um 2 Uhr nachts hatte ich es dann durch. Wow, ich muss sagen ein sehr gutes und spannendes Buch, das flüssig und gekonnt geschrieben ist... sehr zu empfehlen!

06.11.2004 (Sa): Heute morgen erwartete mich eine freudige Überraschung in meinem Briefkasten: Die Benachrichtigung dass mein langersehntes Päckchen gekommen war! Isi hatte das Päckchen, welches neben einigen Geburtstagsgeschenken (u.a. eine neue WebCam von Daniel, die ich schon vor meinem Geburtstag in Betrieb nehmen darf) auch einen Haufen Schokolade von Isi (an dieser Stelle nochmals tusen takk dafür!!!) enthielt, bereits zu Beginn der Woche in Bergen abgeschickt als er dort geschäftlich unterwegs war, und ich hatte mir schon ein wenig Sorgen gemacht, da es so lange unterwegs war. Doch nun konnte ich es endlich bei der Post abholen, was ich direkt mit einem kleinen Einkauf beim Rema verband, da ich noch einige Zutaten für Zimtschnecken sowie Essen für die Hüttenfahrt brauchte. Zu Hause angekommen setzte ich schnell den Hefeteig an und packte danach mein Päckchen aus. Die WebCam habe ich dann auch direkt angeschlossen und sie funktioniert jetzt (nach einigen Treiber-Problemen) perfekt! Yippieh!!! Nachdem ich die Zimtschnecken, welche für die Hüttenfahrt gedacht sind, gebacken hatte, war ich mit Anne in der Strindamarka wandern und danach haben wir uns leckeren Lachs mit Reis gekocht. Um halb sieben sind wir dann in die Stadt gefahren, wo wir uns mit Conny getroffen haben um zusammen ins Kino zu gehen, denn schließlich war ja heute der große Kino-Samstag! Der Saal, in dem "The Return Of The King" lief, war zwar recht klein, aber das Tat unserem Film-Vergnügen keinen Abbruch. Ich bin immer wieder von dem Film begeistert, und ich kann es kaum erwarten endlich die Special Extended Edition zu sehen!

07.11.2004 (So) - 08.11.2004 (Mo): Heute in aller Frühe um 8 Uhr fuhren wir zu viert (Anne, Tobias, Dave und ich - Ben, Henning und drei seiner Kumpel aus Deutschland, die ihn zur Zeit hier besuchen, wollten später nachkommen) zur Sonvasskoie, die östlich von Trondheim liegt. Die Hütte fällt in die Kategorie "leicht zu finden" (alle vorherigen Hütten waren "sehr leicht zu finden"), was bedeutet, dass man sein Auto ein gutes Stück vor der Hütte parken muss. So stellten wir also das Auto auf dem dafür vorgesehenen Parkplatz ab und gingen den Rest des Weges zu Fuß. Nach über einer Stunde (offizielle Laufzeit sollten 45 min sein) und einigem Suchen fanden wir die Hütte dann auch gut versteckt und abseits aller Wege im Wald. Der See, in dessen Nähe die Hütte liegt, heißt ytre sonvatnet, liegt etwa 400 m hoch und wird eingerahmt von malerischen, schneebedeckten Bergen. Die Hütte selbst bestand aus einem Vorraum und einem Hauptraum, in dem 8 Betten, ein großer Holzofen, ein Schrank für's Geschirr und ein großer Tisch nebst zwei Bänken standen. Anne entdeckte zudem, dass sich im Vorraum schon einige andere Gäste einquartiert hatten: Mäuse. Wir feuerten erst mal den Ofen an und machten eine Frühstückpause, und gegen halb 12 brachen wir dann zu einer Wander-Tour auf. Wir machten uns in Richtung des Svartkruthaugen auf und überquerten dabei mit einem todesmutigen Sprung den Fluss Midtkillbekken. Leider setzte schon bald ein unerfreulicher Nieselregen ein, und der Plan den Gipfel zu besteigen wurde durch den Schnee, der in zunehmender Höhe lag, deutlich erschwert. Nach einiger Zeit waren meine Schuhe völlig durchnässt, so dass ich den anderen einen schönen Gipfelaufstieg wünschte und wieder in Richtung See wanderte. Mit sehr nassen Füßen kam ich zurück an der Hütte an, wo ich mir so schnell wie möglich die Schuhe & Socken von den Füßen pellte und den Ofen anfeuerte. Nach weniger als einer Stunde kamen auch die anderen wieder an, und ihre Füße waren natürlich genau so durchnässt wie meine. Gegen drei traf dann auch der zweite Trupp (Ben, Henning & Co) mit nassen Füßen ein (anscheinend hatten sie sich auf der Suche nach der Hütte ein wenig verfranst), so dass an eine weitere Wanderung nicht mehr zu denken war. Wir verbrachten den Rest des Nachmittages/Abends mit Bohnanze spielen, essen (es gab Spaghetti mit Tomatensauce), Gitarre spielen, Karten spielen und einfach nur schnacken. Da die Hütte nur 8 Betten hatte, wir aber zu neunt waren, kam Henning zu der zweifelhaften Ehre auf zwei zusammengeschobenen Bänken schlafen zu dürfen. Am nächsten Morgen stellten wir fest, dass irgendjemand die Margarine auf dem Boden des Vorraumes stehen gelassen hatte (alle anderen Lebensmittel waren in Tüten an Wandhaken befestigt worden und somit außerhalb der Reichweite der Mäuse), was den Mäusen Gelegenheit bot sich an der Margarine gütlich zu tun. Allerdings war nur eine kleine Ecke weggeknabbert (anscheinend mögen Mäuse keine Margarine), so dass man den Rest der Margarine noch essen konnte, was wir beim Frühstück auch taten. Nach dem Frühstück brachen wir zu einer kleinen Kanu-Tour auf dem See auf (meine Schuhe waren allerdings noch immer nicht ganz trocken), doch leider war uns auch heute Petrus nicht wohlgesonnen und es nieselte ein wenig. Gegen halb zwei verließen wir dann die Hütte und machten uns auf den Heimweg (diesmal brauchten wir auch nur 40 min bis zum Auto). In Moholt angekommen sprang ich schnell unter die heiße Dusche und genoss die Annehmlichkeiten der Zivilisation. Meine versifften, nassen Schuhe stellte ich in den Trockenschrank. Als ich meine mails checkte, sah ich, dass meine Tandem-Partnerin für heute abgesagt hatte, was mir recht gelegen kam, da ich so die Möglichkeit hatte dieses Tagebuch upzudaten, was dann auch den Rest meines Tages in Anspruch nahm.

           

           

09.11.2004 (Di): Nachdem ich heute bei der Post war um meine Unterlagen für das Münsteraner Studentenwohnheim abzuschicken und mir außerdem ein Abmelde-Formular zu besorgen, war ich auch noch bei "SiT bolig", wo ich meine Kündigung für das Zimmer abgegeben habe. Ansonsten habe ich den größten Teil des Tages mit Protokoll-Schreiben verbracht, was zwar nicht sonderlich toll war, aber wenigstens habe ich es an diesem Tag fertig bekommen, so dass ich es morgen abgeben kann. Außerdem habe ich heute Kranken-Taxi gespielt, denn Wiebke hat sich gestern an einem Mini-Trampolin verletzt und hatte die ganze Nacht Schmerzen im Knie, so dass ich sie heute morgen zum Arzt-Center in Gløshaugen gefahren habe. Nach einer seeeehr langen Wartezeit (4 Stunden) hat der Arzt ihr dann gesagt, dass sie zum Röntgen ins Krankenhaus muss, wo ich sie dann ebenfalls hingefahren habe. Ergebnis: Angebrochene Kniescheibe. Jetzt muss das Knie erst mal eine Woche ruhig gehalten werden, und nächste Woche wird dann nach einer weiteren Röntgenuntersuchung beschlossen ob das Knie in Gips muss oder nicht. Arme Wiebke... und das krasseste ist, dass man hier direkt nach einer Röntgenuntersuchung oder einer Besprechung mit dem Arzt ein Überweisungsformular in die Hand gedrückt bekommt (man kann natürlich auch sofort mit Kreditkarte zahlen)... ich finde es schon sehr seltsam, dass ein so reiches Land lieber in ein gutes Straßennetz investiert als in gesunde Bürger, aber Gesundheit ist hier anscheinend Privatsache.

10.11.2004 (Mi): Nach meiner morgendlichen Molekular-Bio Vorlesung (und der Abgabe des letzten Protokolls) war ich mit Anne in der Stadt shoppen - ich habe mir einen schönen neuen Topflappen gekauft, nachdem ich den alten letzte Woche versehentlich ein wenig angekokelt habe. Wir haben außerdem Karten für das Ski-Springen hier in Trondheim Anfang Dezember gekauft - freufreu, das wird bestimmt lustig... hoffentlich liegt bis dahin genügend Schnee! Nach dem Shopping-Trip habe ich mir eine heiße Dusche gegönnt, und danach habe ich ein paar Bilder vom Trip zur Sonvasskoie zu diesem Tagebuch hinzugefügt. Abends stand dann ein Ausflug zur Bowling-Bahn an (ja, auch hier gibt es sowas wie Moonlight-Bowling mit Disco-Musik, Schwarzlicht und bunten Blinklichtern entlang der Bahn, allerdings heißt das hier Cosmic Bowling), der zwar nicht ganz billig war, aber trotzdem viel Spaß gemacht hat. Ich war mit Tobi in einem Team, während Anne mit Henning und seinen Freunden gespielt hat, doch ihnen schien der Abend irgendwie nicht so zu gefallen, denn nach einem Spiel hatten sie keine Lust mehr, so dass Anne alleine da stand und dann in mein Team gewechselt ist. Neben Bowling wurde auch noch Go-Cart angeboten, aber das ist irgendwie nichts für mich, so dass ich mich mit Zusehen begnügt habe. Und bevor wir wieder zurück in den Bus mussten, haben wir auch endlich die ersten norwegischen Nordlichter gesehen!

11.11.2004 (Do): Heute vormittag habe ich zuerst geputzt und danach endlich (nach fast 4 Monaten - sehr peinlich) Postkarten geschrieben. Danach war ich mit Anne einkaufen, da wir nachmittags etwas leckeres kochen wollten. Unsere Wahl fiel auf Elch, so dass es an diesem Tag Elch-Geschnetzeltes in Wild-Sauce mit Rotkohl und Kartoffeln gab - sehr lecker!!! Zudem hat es heute zum ersten Mal richtig geschneit, allerdings ist der Schnee nicht liegen geblieben, aber vielleicht gibt's ja in den nächsten Tagen mehr davon. Abends habe ich Anne zum Chor gefahren, weil das Wetter so schlecht war (statt Schnee leider nur noch Regen), und mir zudem Gedanken darüber gemacht was ich wem zu Weihnachten schenke... Weihnachten ist ja auch schließlich nicht mehr soooo lange hin!

12.11.2004 (Fr): Heute wollten Anne und ich eigentlich Wandern gehen, aber es hat ziemlich geschneit, daher haben wir's bleiben gelassen. Statt dessen haben wir Zimtschnecken gebacken, die wir abends zum Treffen mit Hilde und Tine (Tandempartnerinnen von Sina und mir) mitgebracht haben (wir sind mit dem Auto zu den beiden gefahren, was auf Grund des schmelzenden Schnees ein wenig rutschig war, aber ich bin natürlich extra langsam und vorsichtig gefahren). Wir haben zu viert Karten gespielt (halb auf Norwegisch und halb auf Deutsch), was ganz lustig war. Zurück in Moholt haben wir uns dann noch die letzten drei friends-Folgen der 10. Staffel angesehen... sooooo schön (und wie immer sehr witzig), und sogar mit einem Happy End! Ahhhhhhhhh... Gegen halb zwei war ich dann im Bett, aber an Schlaf war erst mal nicht zu denken, da es hier in Moholt sehr laut war - überall fanden Studentenparties mit lauter Musik statt. Ich bin dann irgendwann so halb eingeschlafen, aber meine Ruhe sollte nicht lange dauern, denn um halb fünf kam Anna mit ihrem derzeitigen Besuch Annika zurück und hatte dabei einen Trupp lauter, männlicher Begleiter dabei. Die Gruppe hat es sich dann in der Küche gemütlich gemacht und sich in einer unverschämten Lautstärke unterhalten. Gegen 6 haben sie dann beschlossen ein Frühstück zu veranstalten, was den Geräuschpegel natürlich nicht reduziert hat. Um 7 Uhr hatte ich es dann endgültig satt und habe den Idioten mal die Meinung gesagt, so dass dann um halb 8 Ruhe war und ich endlich schlafen konnte.

13.11.2004 (Sa): Nach der letzten Nacht fiel ich um 10 Uhr aus dem Bett, da ich mit Anne zu einem Ausflug auf den Gråkallen in der Bymarka verabredet war. Dort lagen mindestens 15 cm Schnee, während in Moholt nur noch hier und da vereinzelte Schneefleckchen zu sehen waren. Wir sind auf den Gråkallen gewandert und haben von dort die Aussicht (und einen sehr frischen und starken Wind) genossen. Auf dem Rückweg bin ich leider mit einem Schuh im Morast, der sich unter dem Schnee versteckte, steckengeblieben, was bestimmt sehr lustig aussah, da ich auf einem Bein stehend versuchte den Schuh wieder aus dem Morast zu ziehen, was mir mit einiger Mühe (und Balance) auch gelang. Danach haben wir uns in der Skistua einen heißen Kakao gegönnt und dem Tanzen der Schneeflocken vor dem Fenster zugesehen. Als wir wieder in Moholt waren, habe ich mich für ein Weilchen ins Bett gelegt, weil ich total gerädert war. Abends waren Anne und ich bei Henning, wo wir "La Isla Bohnita" (eine Erweiterung zu "Bohnanza", bei der es auch noch Handelsschiffe und Piratenschiffe gibt) gespielt haben, was viel Spaß gemacht hat.

   

14.11.2004 (So): Nachdem ich laaange ausgeschlafen konnte, habe ich den Fehler begangen ein sehr spannendes finnisches Buch anzufangen: "Medusan verkko" (engl.: "The Bourne Identity") von Robert Ludlum. Leider war das Buch so gut, dass ich den ganzen Tag mit Lesen verbracht habe ; )

15.11.2004 (Mo): Heute vormittag habe ich mit Wiebke und Sina gekocht - da wir heute abend unseren Tandempartnerinnen etwas typisch deutsches präsentieren wollten, haben wir Kohlrouladen vorbereitet (vegetarisch & mit Fleisch), was zwar recht viel Arbeit war, aber dafür sah das Endprodukt auch sehr lecker aus. Um drei bin ich dann zum Zoophys-Kolloquium zu gegangen, wo wir zuerst zu zweit (Anne + ich) mit der Assistentin waren. Später kam dann noch eine Nachzüglerin, so dass wir phänomenale drei Personen plus Assistentin waren... sehr koselig ; ) Danach bin ich wieder den Berg hochgelaufen (bei dem Schnee möchte ich es nicht riskieren mit dem Rad zu fahren) und um 6 ging's dann mit den Tandempartnerinnen los. Die Kohlrouladen kamen sehr gut an, auch wenn noch einige übrig geblieben sind, und der Abend zu sechst war sehr nett. Danach war ich noch bei Anne, wo wir uns den Film "Legally Blonde 2" (dt. "Natürlich blond 2") angesehen habe... sehr witzig und sehr pink!!!

16.11.2004 (Di): Heute ist Wiebke ausgezogen - da sie hauptsächlich hier ist um ihr Norwegisch aufzupolieren, macht es natürlich Sinn in eine WG zu ziehen, in der auch Norweger wohnen. Sie hatte sich schon direkt nach ihrem Einzug hier um einen Umzug beworben und durfte jetzt endlich (fast drei Monate später!) in eine neue WG... auch in Norwegen mahlen die Mühlen der Bürokratie langsam. Mittags war ich mit Anne in der Strindamarka, und danach habe ich mit Wiebke und Sina die Reste der Kohlrouladen und Kartoffeln von gestern vernichtet. Außerdem habe ich an diesem Tagebuch gearbeitet, und abends fand bei Ben das Nachtreffen für den Trip zur Sonvass-Koie statt. Es gab köstlichen Lachs mit Knoblauchreis (eine seltsame, aber sehr leckere Mischung), und danach haben wir uns Daves/Tobis Photos angeschaut. Übrigens, hier liegt schon eine Menge Schnee, und es soll laut Wettervorhersage auch weiterhin kalt und verschneit bleiben - freufreu!!!

17.11.2004 (Mi): Nach einer grottenlangweiligen Molekularbio-Vorlesung war ich in der Bibliothek, wo ich die wichtigsten Seiten aus einem Ordner kopiert habe, den unsere Zoophysiologie-Professorin dort zur Einsicht ausgelegt hatte. Danach habe ich ein wenig Klausurvorbereitung für Zoophys betrieben (langsam muss ich ja mal anfangen *g*) und abends habe ich für Anne und mich zwei Übernachtungen in einer Jugendherberge in Oslo gebucht, so dass jetzt für die Rückreise alles fertig ist.

18.11.2004 (Do): An diesem Tag habe ich mit Annes und Hennings Hilfe das Auto ausgegraben, was gar nicht so einfach war, da sich in den letzten Tagen reichlich Schnee angesammelt hatte. Zudem waren sowohl die Fahrertür als auch die Beifahrertür vereist und gingen nicht mehr auf, so dass ich durch den Kofferraum einsteigen musste und die Türen dann von innen geöffnet habe. Nach vollbrachter Tat sind wir dann zu dritt ins Vassfjellet gefahren (ca. 3/4 h mit dem Auto von hier entfernt) was trotz verschneiter/vereister Straßen auch recht gut ging, allerdings haben wir den offiziellen Parkplatz nicht gefunden (die Straße, von der wir dachten, dass sie zum Parkplatz führt, war so vereist und steil, dass ich ich mit dem Auto nicht hochgekommen bin) und haben dann das Auto einfach an der Straße abgestellt. Von dort aus ging es zu Fuß einen mehr oder weniger gut beschilderten Wanderweg entlang, und nach kurzer Zeit ließ sich sogar die Sonne blicken! Tückisch war jedoch, dass unter der dicken Schneeschicht noch immer hier und da matschiger Morast lauerte, und schon bald steckte Anne mit einem Schuh im Matsch fest. Um diesem Schicksal zu entgehen, machte Henning einen Riesen-Satz über das Gefahrengebiet und landete ungraziös aber weich der Länge nach im Schnee. Eigentlich wollten wir ja zur Vassfjellhytta, aber da der Schnee bald kniehoch lag, haben wir uns mit einer anderen, zur Zeit unbewohnten Privat-Hütte begnügt, unter deren Vordach wir Rast machten und von wo wir den Blick auf das Trondheim-Tal genossen. Allerdings fiel die Rast recht kurz aus, da uns allen beim Rumsitzen schon bald mächtig kalt wurde, so dass wir schnell den Rückweg antraten. Zurück in Moholt gönnte ich mir eine heiße Dusche und ein heißes Mittagessen bevor ich mich wieder an Zoophysiologie begab. Abends lief im PK-4 Basement "Spiderman 2", den ich mir natürlich nicht entgehen lassen konnte.

               

               

19.11.2004 (Fr): Jippieh, heute hatte ich Geburtstag!!! Als erstes packte ich morgens die Geschenke aus, die Isi, Tanja und Daniel mir geschickt hatten, und danach war ich bei Anne zu einem supertollen Geburtstags-Frühstück eingeladen. Es gab alles, was das Herz begehrt: Lachs, Krabben, frische Ananas, frische Melone, diverse Aufstriche und als Tüpfelchen auf dem i Weihnachts-Muffins (mit Lebkuchen-Geschmackt)! Danach war ich so pappsatt, dass ich bis abends nichts mehr gegessen habe. Nach dem Frühstück widmete ich mich dem Buch "grave matters", das ich von Daniel bekommen hatte, und gegen 5 haben Anne und ich zusammen gekocht und uns "Bridget Jones's Diary" angesehen. Anschließend sind wir in die Stadt gelaufen, wo wir uns im Kino "Bridget Jones - The Edge of Reason" angesehen habe. Ich finde der Film ist mindestens genauso gut und witzig wie der erste Teil! So, und an dieser Stelle ein riesengrooooooßes Dankeschön an alle, die mir zu diesem Tag gratuliert / mich beschenkt haben: Daniel, Anne, Isi, Tanja, Mom, Andrea & Johannes, Bine, Daniela, Dennis, Philipp, Ralph, Katharina, Nadine, Carsten, Kathrin, Henning, Wiebke, Conny, Tobi, Chris, Kirsti, Meike und Christina!

   

20.11.2004 (Sa): An diesem Tag stand ein Ausflug in die Bymarka an, und auch heute musste das Auto freigeschaufelt werden, da in den letzten 48 Stunden wieder mal reichlich Schnee gefallen war. Mit Wiebkes, Connys und Annes Hilfe war das jedoch schnell erledigt, so dass wir vier kurze Zeit später starten konnten. Ich hatte mir ein wenig Sorgen gemacht, ob ich mit dem Auto überhaupt den Berg zur Bymarka hochkommen würde, da die Straßen noch immer sehr glatt waren, aber das Hochfahren war eigentlich kein Problem. Das Problem bestand, wie wir dann feststellen musssten, vielmehr darin am Berg anzufahren. Etwa 100 m unterhalb der Skistua befindet sich ein Parkplatz, von dem wir eigentlich unsere Wanderung starten wollten, aber der Parkplatz war überraschenderweise völlig überfüllt, so dass ich hoch zum Skistua-Parkplatz fahren wollte. Tja, und das war gar nicht so einfach, denn ein Bergstart auf Glatteis war dann wohl doch etwas viel für die Winterreifen - ich kam nicht mehr vom Fleck. Wiebke, Conny und Anne sind dann fix aus dem Auto gesprungen und haben angeschoben, was auch prima funktionierte, jedoch konnte ich jetzt natürlich nicht wieder anhalten um sie einsteigen zu lassen, da ich ja sonst schon wieder nicht in die Gänge gekommen wäre. So sind alle drei also bei Fahrt im Standgas in den Wagen gesprungen und haben dabei ihre Stuntman (oder besser: Stuntfrau) Qualitäten unter Beweis gestellt ; ) Glücklicherweise war auf dem Parkplatz neben der Skistua auch noch was frei, so dass ich dort parken konnte. Dann sind wir ein wenig wandern gegangen - wir waren die einzigen, die nicht auf Skiern unterwegs waren. Massen von Norwegern auf Skiern bevölkerten die sonst so leere Bymarka, und natürlich wurden wir unterwegs auch gefragt, ob wir nicht unsere Skier vergessen hatten. Die Wanderung fiel dann auch recht kurz aus, statt dessen sind wir rodeln gegangen. In Ermangelung von richtigen Schlitten haben wir uns mit großen, schwarzen Mülltüten begnügt, auf denen wir einen recht steilen Berg runtergefahren (bzw. runtergepurzelt) sind. Total witzig und toll! Danach sind wir zur Studenterhytta gegangen, wo wir uns mit Henning und Yavor zum Pannekaker-Essen verabredet hatten (die Studenterhytta ist eine Hütte, die der Uni gehört und wo samstags ein "all you can eat" Pfannkuchen-Essen für spottbillige 40 Kronen veranstaltet wird). Es gab dort nicht nur Pfannkuchen (mit Ahornsirup, Zucker, Blaubeermarmelade und Zitrone) bis zum Abwinken, sondern auch Erbsensuppe... meiner Meinung nach eine etwas merkwürdige, aber leckere Kombination. Danach sind wir wieder zurück nach Moholt gefahren, wo wir abends bei Wiebke den Film "The Importance Of Being Earnest" geguckt haben - eine gelungene Verfilmung des gleichnamigen Stücks von Oscar Wilde mit Colin Firth und Rupert Everett in den Hauptrollen!

               

21.11.2004 (So): Heute morgen haben Anne und ich uns von Henning und Yavor Skier ausgeliehen, und waren in der Strindamarka unterwegs. Ehrlich gesagt war das Equipment recht grottig, die Schuhe (Größe 44) waren mir natürlich trotz drei Paar dicker Socken zu groß und die Skier waren schlecht gewachst, so dass ich oft bremsende Schneeklumpen unter den Skiern hatte, aber es hat trotzdem eine Menge Spaß gemacht! Anne stand zum ersten Mal auf Skiern und hat sich dafür sehr gut angestellt, allerdings ist die Strindamarka nicht gerade einfach zu befahren, so dass Anne häufig dem Gesetz der Schwerkraft folgte und Bekanntschaft mit zahlreichen, weichen Schneewehen machte. Drei Stunden und zahlreiche Stürze später waren wir wieder zurück in Moholt, wo ich mich nach einer heißen Dusche dem Lernstoff für die Klausur widmete.

22.11.2004 (Mo): Heute habe ich Wäsche gewaschen, was mal wieder dringend notwendig war, und habe weiter für die anstehende Klausur gelernt. Nachmittags waren Anne und ich dann beim International Office, wo wir das Erasmus-Data Sheet ausfüllen lassen haben. Anschließend waren wir im Tapir-Laden (gehört zur Uni) und haben dort nach einiger Suche passende Pullover mit NTNU-Logo gekauft. Sehen sehr gut aus und sind kuschelig weich! Danach gingen wir zum Kolloquium, oder besser gesagt: Wir wollten dorthin gehen. Wir standen zu zweit vor dem leeren Raum und haben auf unsere Assistentin gewartet, die mit 10 min Verspätung abgestresst eintraf und meinte, dass sie einen Arzttermin vergessen hatte und ob wir das Kolloquium nicht an einem anderen Tag abhalten könnten. Für uns kein Problem, und so müssen wir nun am Mittwoch um 1 zum Kolloquium. Um 6 bin ich dann mit Sina zu unseren Tandem-Partnerinnen Hilde und Tine gefahren. Nachdem ich ein zweites Mal an der Haustür klingeln musste, weil beim ersten Mal keiner aufgemacht hatte, begrüßte uns Tine mit einem sehr verwirrten Gesichtsausdruck - anscheinend hatten die beiden total verpeilt, dass wir uns heute treffen wollten. Wir haben dann "was ist passiert" (ein Spiel, bei dem es darum geht zu erraten was in einer bestimmten, von einem Spielleiter erzählen Geschichte passiert ist; z.B. "Ein Mann fährt aus einer kleinen Stadt in eine große Stadt und bringt sich auf dem Rückweg in die kleine Stadt um... was also ist passiert?") auf Norwegisch und Deutsch gespielt, was ganz witzig war. Um halb acht sind wir dann wieder zurück nach Moholt gefahren und anschließend habe ich an diesem Tagebuch gearbeitet.

23.11.2004 (Di): Nachdem ich vormittags für die Klausur gelernt hatte, war ich mittags für drei Stündchen mit Anne in der Strindamarka, wo ich frische Luft getankt habe. Danach habe ich dieses Tagebuch auf den neuesten Stand gebracht und wieder gelernt.

24.11.2004 (Mi): Heute hat es geregnet : ( so viel zu dem schönen Pulverschnee, der hier mal lag. Auch an diesem Tag hab ich gelernt, und mittags war ich beim Zoophys-Kolloquium. Ansonsten ein sehr unspektakulärer und verregneter Tag.

25.11.2004 (Do): Überraschung - auch heute hab ich größtenteils gelernt. Mittags hatte ich dann keine Lust mehr auf Lernen, so dass ich spontan Zimtschnecken gebacken habe, aber auch das hat leider nicht so lange gedauert, wie ich es gerne gehabt hätte ; ) 

26.11.2004 (Fr): Nachdem der größte Teil des Tages für Lernen draufging, habe ich mich abends beim Skier-Ausleihen im Ski-Basement angestellt, und war auch eine der ersten, die dran war, so dass ich für Anne und mich gute Skier und Schuhe ergattern konnte. Danach bin ich mit Wiebke und Katrin in die Stadt gefahren, wo das Weihnachtskonzert von Annes und Tobis Chor stattfand. Der Chor hat wirklich schön gesungen, und es gab gløgg und pepperkaker. Eine sehr schöne Einstimmung in die Weihnachtszeit! Danach sind wir auf Yavors Vorschlag hin ins Choco Boco gegangen, eine Kneipe in der Innenstadt, wo wir bis etwa 1 Uhr zusammengesessen und geschnackt haben. 

27.11.2004 (Sa): Heute gab es endlich wieder Neuschnee! Hoffentlich fällt noch mehr, schließlich wollen wir ja morgen Skilaufen gehen. Ich habe heute (mal wieder) gelernt, außerdem war ich mit Wiebke und Anne Plätzchen-Zutaten kaufen, denn morgen wollen wir auch zur Feier des 1. Advent Plätzchen backen. Beim Einkaufen habe ich etwas witziges entdeckt: Die Milchtüten haben jetzt ein Weihnachts-Design mit lustigen "julenissen" (sowas wie Weihnachtswichtel - weißbärtige Zwerge mit Weihnachtsmützen)! Sehr putzig! Abends fand dann bei mir ein Spiele-Abend statt. Yavor hat Pizza gebacken, und wir haben Bohnanza und "Präsident" (ein Kartenspiel, das man auch unter diversen anderen Namen kennt...) gespielt, so dass ich auch heute nicht sonderlich früh im Bett war (2 Uhr).

28.11.2004 (So): Ausschlafen? Was ist das? Nachdem es gestern ja doch recht spät geworden war, sind wir heute trotzdem morgens (10 Uhr) in die Bymarka gefahren um dort Langlauf zu machen. Es war überraschenderweise doch schon recht viel los (ich glaube kein anderes Volk ist so sport-/naturbegeistert wie die Norweger), aber nach kurzer Zeit sind wir von einer gespurten "Haupt"-Loipe abgebogen, so dass wir schon bald allein waren. Wiebke und Anne haben sich recht wacker geschlagen (beide standen zum zweiten Mal in ihrem Leben auf Skiern), aber trotzdem gab es so manchen Sturz in den weichen Neuschnee. Wir sind einmal um den Gråkallen gefahren, und dann in Richtung Geitfjellet abgebogen, wo wir die Abzweigung, die uns zurück bringen sollen, wohl verpasst haben, denn wir kamen dann irgendwann an der Hauptstraße aus, der wir ein Stück folgten (was auf Skiern problemlos möglich war, da die Straße nicht gestreut und von einer Schneeschicht bedeckt war). Dann sind wir in die Kultursti abgebogen, die uns zum Kopperdammen führte, den wir umrundeten (der Weg war recht abenteuerlich, von einer Loipe war keine Spur zu entdecken). Anschließend sind wir einer Spur gefolgt, die uns grob in die richtige Richtung führte, und nach einem recht steilen Aufstieg waren wir überraschenderweise gar nicht mehr weit vom Parkplatz entfernt - ich würde sagen den Orientierungs-Wurf hab ich locker mit einer 1 geschafft! Gegen halb drei waren wir dann wieder zurück in Moholt, wo ich mir eine heiße Dusche und eine Pizza gegönnt habe bevor wir uns wieder zum Backen getroffen haben. Hier die drei Rezepte, die wir gebacken haben (die ersten beiden stammen von Anne, das letzte von mir):


I. Kokosmakronen 
3 Eiweiß 
200 g Zucker 
300 g Kokosflocken 
1 Päckchen Vanillezucker 
1 EL Zitronensaft 
Oblaten - es geht aber auch ohne

 

 

 


II. Zimtbutterplätzchen 
250 g Mehl 
125 g Zucker 
1 TL Zimt (mehr wenn man will;)) 
2 P Vanillezucker 
1 Ei 
150 g kalte Butter

 

 

 

III. Finnische Pfefferkuchen (piparkakkuja; pepperkaker)
500 g (250 g) Butter oder Margarine
500 g (250 g) Zucker
6 EL (3 EL) Sirup
3 (2) Eier
9 (5) Tassen Mehl
3 TL (1 1/2 TL) Zimt
3 TL (1 1/2 TL) gemahlene Nelken
3 TL (1 1/2 TL) Kardamon
3 TL (1 1/2 TL) Back-Soda / Natron / Backpulver

Eiweiß steif schlagen, Zucker nach und nach hinzugeben. Kokosflocken, Vanillezucker und Zitronensaft untermischen. Etwas kalt stellen, dann kleine Häufchen (Berg-Form) auf Oblaten häufen mit Fingern in Form drücken und dann bei 200° goldgelb backen.

 

 

 

 

 

 

Mehl als Berg auf der Arbeitsplatte anhäufen und in die Mitte eine Mulde drücken. Zucker, Vanillezucker drumherum und das Ei in die Mulde geben, dann die Butter in kleinen Stückchen ebenfalls auf dem Mehlberg plazieren. Den Teig rasch durchkneten bis er nicht mehr krümelig sondern schön glatt ist. In Klarsichtfolie eine halbe Stunde im Kühlschrank ruhen lassen (darf auch länger sein). Dann dünn ausrollen (3 mm) und Kekse ausstechen, auf Backblech geben und bei 180° 10 min backen bis eine leichte Bräunung der Kekse eintritt. Die Kekse kann man nach Wunsch verzieren, z.B. aus Puderzucker und warmem Wasser eine Glasur anrühren und dann bunte Streusel draufstreuen.

 

 

Butter und Zucker schaumig verrühren, Ei hinzugeben und nochmals verrühren. Sirup und Gewürze zugeben, danach das Mehl (mit darin vermischtem Back-Soda) hinzufügen und kräftig durchkneten. Über Nacht in den Kühlschrank stellen. Am nächsten Tag auf einer bemehlten Arbeitsfläche zu einem dünnen Teig ausrollen und Formen ausstechen. Bei 200° im Backofen backen bis die Kekse leicht gebräunt sind (natürlich sind die Kekse schon vorher durch die Gewürze braun, also darauf achten, dass die Kekse nicht *zu* braun werden). Die Teelöffel-Angaben bei den Gewürzen bedeuten: Gehäufte Teelöffel (die Plätzchen sollen ja nach was schmecken)! Die Zahlen in den Klammern gelten für ein "halbes Rezept", denn ein ganzes Rezept gibt etwa 300 Kekse (was für manchen zu viel sein dürfte)!

Nachdem wir bis etwa 7 mit Backen beschäftigt waren, haben wir uns heißen gløgg gemacht und uns den Film "Love, Actually" angesehen... ein toller, witziger, romantischer und weihnachtliche Film mit einer wundervollen Besetzung (Hugh Grant, Colin Firth, Liam Neeson, Keira Knightley, Heike Makatsch, Billy Bob Thornton, Rowan Atkinson, Claudia Schiffer, Denise Richards uvm.)! Allein die Szene, in der Hugh Grant als britischer Premierminister zu "Jump" tanzt, ist einfach göttlich! Ich LIEBE diesen Film!

29.11.2004 (Mo): Nach der gestrigen Lernpause habe ich mich heute nochmal so richtig in die Arbeit gestürzt und bis abends über meinen Unterlagen gehockt. Ach ja, und abends habe ich die Skier zurückgegeben und danach mit Anne die allererste Friends-Folge geschaut. 

30.11.2004 (Di): KLAUSUR!!! JAAAAAAAAAAH, ich habe sie jetzt endlich hinter mir!!! Puh, ein sehr erleichterndes Gefühl! Aber langsam und immer der Reihe nach... also: In aller Frühe (7 Uhr) stand ich heute auf und bin mit Anne runter in die Stadt gelaufen, hier ist es nämlich üblich in einem von der Uni angemieteten Messehallen-Komplex zu schreiben. Ich hatte mich gestern im Internet schlau gemacht, wo wir schreiben, und war dabei darauf gestoßen, dass zwei Leute aus dem Kurs in einem anderen Raum schreiben. In meinem jugendlichen Leichtsinn dachte ich natürlich, dass damit wohl Anne und ich gemeint sind (schließlich sind wir die einzigen Austausch-Studenten in dem Kurs). So fanden wir also nach einigem Suchen den Seminarraum, doch als wir davor warteten, kam eine Angestellte an und fragte, ob wir sicher seien, dass wir in den Raum müssten, weil dieser nämlich nicht für heute gebucht sei. Sehr merkwürdig... so sind wir also hinter der Frau zu ihrem Büro gedackelt, wo sich herausstellte, dass es eine Planänderung gegeben hatte, und wir in einen anderen Seminarraum sollten. Auf dem Weg dorthin kamen wir an einem schwarzen Brett vorbei, wo jeder, der an diesem Tag Klausur schreiben sollte, namentlich aufgeführt war und wo stand, wo man schreibt. Und siehe da: Wir sollten doch mit allen anderen zusammen in einem großen Saal schreiben. ARGH! Total abgestresst kamen wir um 2 vor 9 (um 9 sollte die Klausur beginnen) im richtigen Saal an. Um 9 wurde die Klausur ausgeteilt, und auch Anne und ich bekamen die norwegische Fassung, was mir allerdings nichts ausmachte, da ich ja mittlerweile ganz gut norwegisch lesen kann. Besonders witzig fand ich, dass die Klausuraufsicht von Rentnern geführt wurde... die Profs kamen dann nach einiger Zeit auch in den Saal, haben eine Runde gedreht und gefragt, ob es irgendwelche Unklarheiten gab. Die Klausur lief sehr gut, ich wusste zu allen Fragen was zu sagen und habe somit ein ganz gutes Gefühl. Ich habe wider Erwarten ganz fünf Stunden geschrieben (die Klausur war für sechs Stunden angesetzt), allerdings hab ich die letzte Stunde nur noch mein Brot gegessen, nach Rechtschreibfehlern geguckt und in der Gegend rumgeschaut. Ach ja, nochwas witziges: Man schreibt hier auf Durchschlag-Klausurbögen, so dass man den Durchschlag nach der Klausur nach Hause mitnehmen darf. Man muss auf jeden Bogen draufschreiben, welche Seite von wie vielen Gesamtseiten es ist, und natürlich gehören auch Studenten-Nummer, Datum, Studiengang und Fach drauf. Die Original-Bögen werden dann in einen Klausurbogen-Aufbewahrungs-Umschlag gesteckt und ein Prüfer (also einer der Rentner) kontrolliert dann, ob man auch wirklich so viele Seiten abgibt wie man angegeben hat... alles sehr bürokratisch, aber so gehen wenigstens keine Seiten verloren ; ) Nach der Klausur waren Anne und ich in der Stadt Weihnachtsgeschenke shoppen. Anschließend waren wir beim Burger King und haben uns zur Feier des Tages ein sündhaft teures Burger-Menü bestellt. Danach mussten wir natürlich mit diversen Tüten bepackt den ganzen Berg nach Moholt wieder hochlaufen, was meine durch das Shoppen ja bereits strapazierten Füße noch mehr in Mitleidenschaft zog. Abends hab ich dann endlich wieder Zeit gehabt mich meinem Buch (Medusan verkko) zu widmen, und meine müden Füße hochzulegen ; )

 

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