Kapitel 5: Der Herbst ist da...

24.09.2004 (Fr): Als ich an diesem Morgen aufwachte, war mir eines klar: Der Tag würde lang und stressig werden. Da ich weder Milch noch  Bananen in meinem Kühlschrank vorfand, ging ich erst mal schlecht gelaunt einkaufen - außerdem kaufte ich noch Essen für den geplanten Wochenend-Trip zur "koie" (einer kleinen Hütte) und eine Backmischung für einen Geburtstagskuchen für Anna (eine meiner Mitbewohnerinnen), die am nächsten Tag Geburtstag hatte. Danach frühstückte ich und fing dann an endlich mal ein paar norwegische Vokabeln (insbesondere die unregelmäßigen Verben) zu pauken, schließlich stand ja morgen (Samstag) die Abschlussklausur des norwegischen Sprachkurses an. Um 12 fuhr ich zu meiner Zoophys-Vorlesung, und danach begann ich mein Kuchen-Back-Werk. Außerdem lernte ich weiter Vokabeln, wiederholte ein wenig die norwegische Grammatik und schaute mir noch einmal meine essays an, so dass der Tag recht schnell um war und ich abends früh ins Bett ging um für die Klausur fit zu sein.

25.09.2004 (Sa) - 27.09.2004 (Mo): Ich stand am Samstag um halb acht auf und fuhr gegen zwanzig vor neun mit Anne nach Dragvoll, wo um 9 die Klausur geschrieben werden sollte. Als wir dort ankamen, waren wir die ersten und die Türen des Gebäudes waren noch verschlossen. Als nächste traf Brit (unsere Lehrerin) ein und musste feststellen, dass sie leider nicht die richtige Karte (hier läuft alles über lustige Plastikkarten mit Magnetstreifen) hatte um die Eingangstür zu öffnen. Dumm gelaufen... es trafen immer mehr Sprachkursler ein, und noch immer blieben uns die Türen verschlossen. Auch ein hilfsbereiter Mann, der ebenfalls in das Gebäude wollte, konnte uns nicht weiterhelfen, weil auch seine Karte nicht funktionierte. Um kurz nach neun geschah dann das Wunder: Die Türen öffneten sich von allein. Ob das nun Zufall war oder ob uns jemand von drinnen gesehen hatte und uns deswegen die Tür aufgemacht hatte, lässt sich leider nicht sagen, aber jedenfalls waren wir froh endlich drinnen zu sein, und um zehn nach neun konnten wir dann auch endlich mit der Klausur beginnen. Die Klausur war meiner Meinung nach nicht besonders schwer, es kamen je eine Übung zu Pronomen, Präpositionen und Adjektiven dran, und zudem sollten wir ein 200 Wörter langes essay zu einem von vier vorgegebenen Themen schreiben. Die Themen waren ganz ok, ich habe mir dann das Thema "Beschreibe einen gewöhnlichen Arbeits-/Studientag, und schreibe zum Schluss, wie dir das Arbeiten/Studieren in Norwegen gefällt" ausgesucht. Ich bin mir sicher dass ich bestanden habe, und ich bin recht zufrieden damit wie die Klausur verlaufen ist. Nur schade, dass keine Übung zu den unregelmäßigen Verben drankam, die ich gestern so brav gelernt hatte... Brit war auch wieder sehr lustig, sie ist zwischendurch immer mal wieder nach draußen gegangen und hat sich Kaffee geholt ; ) Die Klausur war für vier Stunden angesetzt, aber wie die meisten habe ich schon nach 1 1/2 Stunden abgegeben (ich habe gehört, das das in den vorangegangenen Sprachkursen auch nicht anders war). Nach der Klausur fuhr ich nach Hause, packte meine Sachen für den koie-Trip, schickte Tanja eine Geburtstags-e-card (an dieser Stelle auch nochmal: HAPPY BIRTHDAY!), überreichte Anna ihren Kuchen und gratulierte ihr zum Geburtstag. Um halb zwei fuhren wir dann zu siebt (Tobias, Henning, Benjamin, Dave, Javor, Anne und ich) in zwei Autos zur koie, die glücklicherweise nach einer zweistündigen Fahrt recht einfach zu finden war. Die koie lag in den Bergen direkt an einem kleinen Flüsschen (der unser Trinkwasser lieferte) und grenzte an ein Moor-Gebiet (daher war die Umgebung recht feucht und matschig, was durch das schlechte Wetter der letzten Tage und Wochen noch verstärkt worden war). Die koie bestand aus einem Flur, je einem Doppelschlafzimmer rechts und links davon sowie einem großen Wohnzimmer mit Küche und drei weiteren Schlafgelegenheiten. Die Toilette bestand aus einem kleinen Holz-Plumpsklo, das etwas abseits der koie stand. Unsere erste Tat bestand darin Feuer im Ofen zu machen, was uns (genauer: Javor) nach einigen Versuchen auch gelang. Nachdem wir uns ein wenig häuslich niedergelassen hatten, machten wir uns zu unserer ersten Erkundungstour auf während Javor das Feuer hütete. Wir waren zwei Stunden durch Moor und Berge unterwegs, und die Natur war wirklich wunderschön. Abends haben wir Spaghettis mit Tomatensauce und Salat gekocht, was auf dem in der koie vorhandenen Propangas-Kocher recht einfach war, aber durch das recht spärliche Licht in der Küchennische erschwert wurde. Danach haben wir bei Kerzenlicht Bohnanza gespielt und viel Spaß dabei gehabt. Am nächsten Morgen gab es ein fürstliches Frühstück mit gekochten Eiern, Brot und diversen Sorten Marmelade und Aufschnitt. Um 10 Uhr wanderten wir dann los mit dem Ziel die Jøldalshytta zu finden. Nachdem wir den ersten Gipfel erklommen hatten, eröffnete sich uns ein atemberaubender Blick auf die schneebedeckten Gipfel des Trollhetta und seiner Nachbar-Berge. Wir folgten unserer Intuition (eine genaue Karte hatten wir leider nicht) und liefen so querfeldein einige Stunden von Bergkuppe zu Bergkuppe in der Hoffnung auf die Hütte zu stoßen. Nachdem wir die Hoffnung schon aufgegeben hatte, stießen wir dann doch nach unserer Mittagspause (bei mir: Makrelenbrot und Kekse) per Zufall auf einen kleinen Trampelpfad, der uns zur besagten Hütte führte. Voller Vorfreude auf eine schöne heiße Tasse Kakao / Tee beschleunigten wir unsere Schritte, doch als wir dort ankamen, mussten wir leider feststellen, dass die Hütte wegen Renovierungsarbeiten geschlossen war. Schade... Nach einer kleinen Verschnaufpause brachen wir wieder auf um den Rückweg anzutreten. Anfangs war unser Weg gut zu erkennen und leicht zu gehen (wenn nicht grade ein Bach / Fluss über den Weg floss, was recht häufig vorkam), doch als wir von diesem Hauptweg auf einen kleineren Nebenweg abbogen um zu unserer koie zu kommen, wurde der Weg schnell zu einem kleinen Trampelpfad, dem wir manchmal nur mit Mühe folgen konnten. Trotzdem kamen wir gegen sechs Uhr wohlbehalten (aber mit dampfenden Füßen) wieder bei unserer koie an. Dort machten wir uns nach einer kleinen Ruhepause an die Vorbereitung des Abendessens (Kartoffelsuppe mit Würstchen). Nach dem Abendessen spielten wir wieder bei Kerzenschein Karten (diesmal leider nicht Bonanza!) und futterten Kekse. Am nächsten Morgen wurde nach dem Frühstück die koie aufgeräumt und geputzt (es ist schon erstaunlich wieviel Dreck sich an nur einem Wochenende ansammelt). Gegen 11 Uhr fuhren wir dann heimwärts und kamen gegen kurz nach eins wieder in Moholt an. Sofort sprang ich unter die heiße Dusche und schrubbte mir den Schweiß, Dreck, Ruß und Rauch der letzten beiden Tage vom Körper. Danach widmete ich mich den Annehmlichkeiten der Zivilisation (= Computer mit Internet), jedoch nur bis halb sechs, denn um sechs war ich mit meiner Tandempartnerin verabredet. Ich fuhr mit dem Auto zu ihr, da es wie aus Eimern schüttete, und fand nach einige Schwierigkeiten (hier in Norwegen gibt es leider nur recht wenige Schilder mit Straßennamen) auch das richtige Haus. Leider hatte Hilde vergessen zu erwähnen, dass sie zur Untermiete wohnt, so dass ich in meiner Unwissenheit erst mal bei den Vermietern klingelte. Als mir die Vermieterin (eine nette ältere Dame) aufmachte, versuchte ich in meinem rudimentären Norwegisch verständlich zu machen, dass ich zu Hilde wollte. Erstaunlicherweise verstand die ältere Dame mich anscheinend ganz gut und erklärte mir, dass ich den Nebeneingang benutzen sollte um zu Hildes Wohnung zu kommen. Gesagt, getan, und so stand ich dann endlich vor der richtigen Haustür. Der Nachmittag / Abend war sehr nett und wir haben zu dritt (Hilde, ihre Mitbewohnerin und ich) auf Deutsch und Norwegisch geschnackt und eine norwegische Seifenoper geschaut, die genau so schlecht (und daher lustig) war wie deutsche Seifenopern. Außerdem habe ich mir von Hilde "Findet Nemo" auf Norwegisch ausgeliehen, so dass ich jetzt nur noch jemanden finden muss, der mir seinen PC mit DVD-Laufwerk ausleihen will.

               

               

28.09.2004 (Di): Ich hasse Windoof! Arrrrrrrrrrrgh!!! Nachdem ich heute mehrere Stunden mit Anne vor ihrem Laptop verbracht habe und er leider trotz der telefonischen Nothilfe von Sebastian und Jan noch immer im Sack ist, finde ich, dass die einzige Möglichkeit Annes Rechner zu retten darin besteht ihn komplett platt zu machen. Was anderes hilft da einfach nicht mehr... Etwas Gutes hatte mein Besuch bei Anne aber doch: Wir haben leckeres Fischfilet mit Pommes gekocht! Danach habe ich mal wieder ein Tagebuch-Update vorgenommen und mich anschließend ein Stündchen hingelegt, weil mir vor Müdigkeit die Augen zufielen (wahrscheinlich die Nachwirkung des Hüttentrips). An dem Abend hab ich dann auch nicht mehr viel auf die Reihe bekommen, außer dass ich mit Daniel telefoniert habe und früh ins Bett gegangen bin.

29.09.2004 (Mi): Heute fiel meine Molekularbio-Vorlesung aus, so dass ich erst um zwölf zur Vorbesprechung meines Gruppen-Vortrages musste: Wir (d.h. die Mitglieder der Gruppe 2) sollen am 13.10. während der regulären Molekularbio-Vorlesungszeit einen PowerPoint-Vortrag über Kapitel 14 unseres Lehrbuches halten, und dafür müssen natürlich die ganzen Kapitel an die Gruppenmitglieder verteilt werden usw. Es gibt außer uns noch zwei weitere Gruppen, die je ein anderes Kapitel des Lehrbuches bearbeiten müssen (Gruppe 1 ist schon nächste Woche dran, Gruppe 3 Mitte November). Da ich mir vormittags schon das entsprechende Kapitel angeschaut hatte und mir auch schon ein "Lieblingsthema" ausgesucht hatte, habe ich mich dann bei der Verteilung der Themen fix melden können und mir so "mein" Thema reserviert. Wir haben uns außerdem darauf geeinigt, dass wir die Präsentation zwar auf Englisch schreiben, aber dass die anderen ihren Teil auf Norwegisch präsentieren während ich auf Englisch spreche (einen freien Vortrag auf Norwegisch zu halten traue ich mir dann doch noch nicht zu). Nach etwa einer halben Stunde waren wir dann mit unserer Vorbesprechung fertig und so habe ich glücklicherweise den größten Teil der Zoophys-Vorlesung mitbekommen können (ich kam etwa 20 min nach Beginn der Vorlesung dazu). Außerdem haben wir die Protokolle für den ersten Kurstag (der Taubenversuch) wiederbekommen, und bei mir stand sogar "bra" drunter! Freu, freu, da hat es sich doch gelohnt nach einer Nacht ohne Schlaf den Vormittag durchzuarbeiten! Nach der Vorlesung fuhr ich nach Hause, duschte und widmete mich dann (endlich mal) den Fehlermeldungen, die mein Laptop immer beim Hochfahren ausspuckte seit ich mal gehackt worden war (damals hatte ich noch keine Firewall). Nachdem ich die Fehler behoben hatte, war es auch schon Zeit zu der Abschlussparty des Norwegischkurses zu fahren. Brit (unsere Lehrerin) hatte uns alle zu sich nach Hause eingeladen, und es gab ein supertolles Buffet (mit Fleisch und Krabben und Lachs!). Es war ein echt schöner Abend, auch wenn leider bei weitem nicht alle aus dem Sprachkurs da waren. Außerdem hat mir Brits Katze namens Erna ein wenig die Freude an dem Abend getrübt, weil ich schon bald mit einer schniefigen Nase zu kämpfen hatte - blöde Katzenhaarallergie : (

30.09.2004 (Do): Vormittags habe ich das Script für die Laborübung am Nachmittag bearbeitet, so dass ich ganz gut für die chaotische Übung am Nachmittag vorbereitet war. Chaotisch deshalb, weil der Laborleiter anscheinend das Script nicht gelesen hatte und uns erst mal fragen musste, was wir heute machen. Außerdem mussten wir heute den EKG-Teil (der ja eigentlich letzte Woche drangewesen wäre als die Übung ausgefallen ist) nachholen. Toll, zwei Übungen in der Zeit von einer, und dazu ein Leiter der keinen Plan hatte. Naja, wir haben dann doch alles in den vorgeschriebenen drei Stunden hinbekommen, auch wenn ich nicht das Gefühl habe, dass mir der heutige Labortag irgendwas gebracht hat. Nach der Übung habe ich dann ein norwegisches Traditionsgericht gekocht: Rømmegrøt. Rømmegrøt besteht aus Wasser, Mehr und einer Art norwegischer Creme fraiche (Seterrømme), und so schmeckt es auch.: Ein bisschen wie ungesüßter Pfankuchenteig mit einer Konsistenz wie Milchreis (aber natürlich ohne die Reisstückchen). Ich habe ordentlich Zucker und Zimt draufgetan, und dann hat es auch ganz gut geschmeckt. Danach habe ich ein kleines Nickerchen gemacht, um für den Abend fit zu sein, denn es stand ein Besuch bei "den gode naboen" an, einer Kneipe hier in Trondheim. Gegen halb zehn war ich dort, und es war ein sehr lustiger Abend mit vielen netten Leuten (u.a. Anne, Tobias, Hening, Saskia [eine Freundin von Henning, die ihn zur Zeit besucht], Conny und drei Norwegern). Ich war dann auch erst um halb drei im Bett, aber dafür ist man ja Student ; )

01.10.2004 (Fr): Nachdem ich mich gründlich ausgeschlafen hatte, las ich die Abschnitte im Lehrbuch, die uns am Mittwoch zur heutigen Vorlesung von unserem Prof aufgetragen worden waren. Wie ich danach in der Vorlesung feststellte, hätte ich mir das Lesen auch sparen können, denn der Prof hat alles nochmal wiederholt indem er Overhead-Folien mit Abbildungen aus dem Buch aufgelegt hat und mehr oder weniger das Buch wiedererzählt hat. Danach habe ich versucht die Reste des gestrigen Rømmegrøt aufzuwärmen, was sich als unmöglich herausstellte, da sich die Konsistenz von milchreisig zu wackelpuddingig verändert hatte und meine Versuche den "Pudding" aufzulösen darin endeten, dass ich am Ende einen Brei aus vielen dicken Rømmegrøt-Knubbeln hattte. Igitt, das wollte ich meinem Magen dann doch nicht antun, so dass ich spontan Nudeln mit einem tiefgefrorenen Hähnchenfilet kochte, dass Maryam in der Tiefkühltruhe gelassen hatte. Ich hätte wohl auf das Verfallsdatum des Hähnchens schauen sollen, denn als endlich alles fertig war und ich das Filet anschnitt, war das Hähnchenfleisch dunkelbraun und roch ziemlich seltsam. Toll... Somit bestand mein köstliches Mittagessen also aus Nudeln mit Ketchup. Nach dem Mittagessen widmete ich mich dann dem ersten von zwei Protokollen (Thema: EKG), was mich den größten Teil des Abends kostete. Anschließend konnte ich nicht wiederstehen mir ein paar Folgen "Friends" anzusehen, da Anne mir an diesem Tag die von Nicola geliehenen CDs mit allen Friends-Staffeln gegeben hatte.

02.10.2004 (Sa): Nachdem ich den Vormittag mit dem Vorbereiten der PowerPoint-Präsentation für Molekularbiologie verbracht hatte, ging ich am Nachmittag in den Botanischen Garten Trondheims, der auch zu dieser Jahreszeit noch sehenswert ist, und danach war ich noch einige Stunden am Fjord wandern. Das Wetter war sonnig und wundervoll stürmisch, so wie es sich für ein herbstliches Norwegen gehört! Nach der Wanderung war ich einkaufen und habe danach Fischstäbchen mit Reis gekocht (im Gegensatz zu gestern hat das Kochen heute ohne unangenehme Überraschungen geklappt). Anschließend habe ich meinem verschwitzten Körper eine Dusche gegönnt und mir von Anna ihren Laptop ausgeliehen um mir "Findet Nemo" auf Norwegisch anzugucken. Der Film war recht gut zu verstehen, aber natürlich habe ich Nemo ja auch schon ein paar Mal gesehen und kannte daher die Handlung bereits. Nach Nemo folgten dann noch ein paar Friends-Folgen bevor ich schließlich müde vom vielen Wandern ins Bett ging.

03.10.2004 (So): Auch an diesem Tag saß ich wieder lange vor dem Laptop um die Präsentation fertig zu stellen und das nächste Protokoll (Thema: Blutdruck) anzufangen. Nachmittags habe ich mir außerdem ein köstliches Gericht mit selbstgepulten Krabben, gebratenen Nudeln und gaaanz viel Knoblauch gemacht.... sehr lecker! Abends war ich dann bei Henning, wo wir zu viert (Henning, Saskia, Anne und ich) Bohnanza gespielt (ich liebe dieses Kartenspiel!!!) und "Verrückt nach Mary" im norwegischen TV geguckt haben.

04.10.2004 (Mo): Nachdem ich heute auch das zweite Protokoll zum Anschluss gebracht hatte (was den größten Teil des Tages in Anspruch nahm), war ich abends bei Benjamin, wo wir ein Telin-Hütten-Nachtreffen bzw. nächste-Hütte-Vortreffen hatten. Benjamin hatte mit Dave Spaghetti mit einer selbstkreierten Thunfisch-Sahne-Sauce gekocht, was sehr lecker war. Danach haben wir uns auf das Ziel unseres nächsten Hütten-Trips geeinigt (Agdenes - liegt direkt am Meer) und Bilder der letzten Hüttentour und des Lofoten-Ausflugs geguckt.

05.10.2004 (Di): An diesem Tag beschloss ich nach der ganzen Hockerei vor dem PC endlich mal wieder an die frische Luft zu gehen und zu wandern. Ich nahm mir vor das Geitfjellet (den dritthöchsten Berg [416 m] der Bymarka nach Storheia [565 m] und Gråkallen [552 m]) zu besteigen. Dafür musste ich eine andere Straße als die übliche in die Bymarka nehmen, und auf der Karte sah das auch recht einfach aus, allerdings musste ich feststellen, dass meine Karte die Straßenführung stark vereinfacht dargestellt hatte, denn auf einmal fand ich mich mitten in einer Wohnsiedlung in einer 30er-Zone wieder. Glücklicherweise gab es Schilder, die den Weg zu einem Golfplatz anzeigten, und indem ich diesen Schildern folgte, kam ich nicht nur zum besagten Golfplatz, sondern auch auf die gesuchte Straße. Naja, Straße ist vielleicht ein wenig beschönigt, denn es war eigentlich nur ein Schotterweg, aber immerhin schien es der richtige Weg zu sein, und so fuhr ich ihn einmal bis zum Ende durch, um den besten Parkplatz und Ausgangspunkt für meine Wanderung zu finden. Nachdem ich mein Auto abgestellt hatte, folgte ich einem recht breiten, ausgeschilderten Pfad und kam nach kurzer Zeit an eine Hütte, wo ein riesiger Haufen Kinder spielte (ich denke, dass irgendein Kindergarten einen Ausflug veranstaltet hat). Nachdem ich diesem Ort des lärmenden Chaos schnellstmöglich entkommen war, war ich bald alleine auf dem Weg und kam so schließlich auf der Spitze des Geitfjellet an - "geitfjellet" heißt wörtlich übersetzt "Ziegenberg", allerdings habe ich keine Ziegen gesehen, aber dafür jede Menge Schafe auf der anderen Seite des Tales zwischen dem Gråkållen und dem Geitfjellet. Danach beschloss ich spontan zum Kopperdammen (einem großen Stausee) zu gehen, der von der Bergspitze aus gut zu sehen war. Ich folgte einem kleinen Trampelpfad, der ungefähr in die richtige Richtung führte, und landete schlielich nach einem sehr steilen Abstieg mitten in einem nassen Moorgebiet, wo sich der kleine Trampelpfad im Schlamm verlor. Typisch... ich versuchte den nassesten Stellen auszuweichen und dabei halbwegs in die richtige Richtung zu gehen, und fand nach einiger Zeit einen Schotterweg, dem ich bis zum See folgte. Wie ich einigen Schildern entnehmen konnte, die ab und an am Wegesrand standen, befand ich mich auf der Kulturstia, einem Rundweg um das Geitfjellet. Die Kulturstia führte passenderweise nicht nur am See entlang, sondern führte mich sogar fast bis zum Parkplatz zurück - perfekt! Unterwegs standen immer mal wieder Infoschilder zu den diversen Tier- und Pfanzenarten des Waldes sowie besonderen Plätzen (wie z.B. Seen, Bergen und historischen Gebäuden). Nach diesem tollen Ausflug fuhr ich wieder zurück nach Moholt, wo ich dann einkaufen war, da ich heute abend mit Anne und Conny zusammen kochen wollte. Danach habe ich Muffins gebacken, die jedoch leider vom bösen Backofen verbrannt wurden (ein sehr schlecht erzogener Backofen!), so dass ich danach noch schnell zum Bunnpris lief um einen anderen Nachtisch, nämlich Schoko-Eis zu besorgen. Nachdem wir zusammen gekocht und gespeist hatten, beschlossen wir spontan noch einen Film zu schauen: The Stepford Wives, ein wirklich toller und unterhaltsamer Film mit Nicole Kidman.

06.10.2004 (Mi): Nach der Molekular-Bio Vorlesung traf sich unsere Gruppe nochmal um die letzten Details der Präsentation zu besprechen, allerdings gab es da nicht wirklich viel zu sagen. Danach widmete ich mich Annes Laptop um eine Datensicherung durchzuführen, da ihr Rechner schon seit Wochen seeeeeehr langsam war und man kaum mehr eine Anwendung starten konnte ohne sofort von Fehlermeldungen überflutet zu werden, so dass wir beschlossen hatten ihn am Freitag komplett platt zu machen. Leider stellte sich die Durchführung der Datensicherung als schwieriger heraus als ich erwartet hatte, da die Infrarot-Verbindung zwischen unseren Rechnern nur sehr schlecht funktionierte und ich meinen Rechner häufig neu starten musste. Sehr blöd! Nachdem ich mich einige Stunden mit der Datensicherung herumgeärgert hatte, gab ich es auf und schaute noch ein paar "Friends"-Folgen bevor ich zu Abend aß und danach ins Basement ging, denn dort lief Troja (auf Englisch: Troy) mit dem überaus leckeren Brad Pitt (Achilles) und einem ebenso gutaussehenden Eric Bana (Hector) - und nicht zu vergessen Orlando Bloom als Weichei Paris!

   

07.10.2004 (Do): Nachdem ich den Vormittag mit einigen Folgen "Friends" verbracht hatte, fuhr ich gegen halb 2 mit Anne zum Laborkurs, der diesmal nicht an der Uni stattfand, sondern in der Abteilung für Arbeitsphysiologie des Sintef Gesundheitszentrums. Dort erwartete uns eine unangenehme Überraschung: Der ganze Laborkurs fand auf Norwegisch statt, da es der Betreuerin anscheinend zu viel Arbeit war den Kurs auf Englisch abzuhalten. Das hatte zur Folge, dass ich von der Besprechung der Ergebnisse nach dem Versuch nur sehr wenig mitbekommen habe, weil es eine lebhafte Diskussion auf Norwegisch gab, in der meistens mehrere Leute gleichzeitig redeten. Toll... und darüber soll ich jetzt ein Protokoll schreiben. Als ich wieder in Moholt war, legte ich mich erst mal frustriert ins Bett und zog mir die Decke über den Kopf, um die letzten Stunden so schnell wie möglich zu vergessen. Eigentlich hatte ich keine Lust an diesem Abend noch etwas zu tun, aber Henning rief an und fragte, ob ich nicht abends zum Bohnanza-Spielen rüberkommen wollte. Ich beschloss meine schlechte Laune beiseite zu schieben und sagte zu, und so verbrachten wir einen fröhlichen Abend zu viert (Henning, ein Bekannter von ihm, Anne und ich).

08.10.2004 (Fr): Vormittags habe ich in meinem Molekular-Bio-Buch geschmökert, denn bisher hatte ich von dem Kapitel, das unsere Gruppe vorbereiten sollte, nur "meinen" Teil gelesen, aber ich dachte mir, dass es nicht schaden kann auch mal einen Blick auf die anderen Teile zu werfen. Um 12 hatte ich dann meine Zoophys-Vorlesung, und diesmal war wieder eine neue Professorin an der Reihe. Ich hatte ihr bereits am Anfang der Woche eine mail geschrieben und gefragt, ob sie die Vorlesung auf Englisch halten könnte, doch ich hatte keine Antwort bekommen, so dass ich vor Beginn der Vorlesung mit Anne zu ihr hinging und sie fragte, ob sie meine mail bekommen hatte. Dies war anscheinend nicht der Fall, doch sie versicherte, dass sie gerne die Vorlesung auf Englisch halten könne, und das tat sie dann auch. Nach der Vorlesung bin ich zu Henning gegangen, da er ebenfalls Probleme mit seinem Laptop hat, doch leider konnte ich ihm nicht weiterhelfen. Danach ging ich zu Anne, wo wir uns mal wieder ihrem Laptop widmeten. Eigentlich wollten wir zuerst mit Hilfe eines speziellen Programms eine Partition erstellen um wenigstens die wichtigsten Dinge wie Treiber u.ä. zu sichern bevor wir ihn platt machen, doch die Installation des Programms schlug fehl (was für mich keine große Überraschung war), so dass wir uns damit begnügten einen von Henning geborgten USB-Stick mit Daten vollzupacken. Nachdem die Festplatte formatiert und in zwei Partitionen unterteilt worden war, installierten wir das Betriebssystem neu und tatsächlich gab es nun keine Fehlermeldungen mehr und der Rechner war wieder sehr schnell. Allerdings stellten wir fest, dass wir nicht alle Treiber gesichert hatten, so dass wir nun mühsam einen nach dem anderen von der Hersteller-Homepage runterladen mussten, was recht viel Zeit in Anspruch nahm, doch schlussendlich konnten wir alles Wichtige aufspielen und jetzt funktioniert der Rechner einwandfrei!

09.10.2004 (Sa): Eigentlich wollten Anne und ich heute vormittag in die Stadt shoppen gehen, doch das Wetter war unangenehm regnerisch, und so beschlossen wir nicht zu gehen. Zwei Stunden später sah das Wetter jedoch deutlich freundlicher aus, und so fuhren wir dann doch in die Stadt. Dort kaufte ich ein Buch (Digital Fortress von Dan Brown, dem Autor von Illuminati und Sakrileg) sowie einen neuen Gürtel in bordeaux-rot. Danach quälten wir uns wieder den Berg nach Moholt hoch, und anschließend ging ich einkaufen, da ich heute fårikål kochen wollte. Ich habe beschlossen jede Woche eine norwegische Spezialität zuzubereiten (letzte Woche war's Rømmegrøt), und da hier zur Zeit Lammsaison ist, bot sich für diese Woche fårikål (wörtlich übersetzt: Lamm-in-Kohl) an. Dazu nimmt man einen ganzen Kohlkopf, wäscht ihn und zerlegt die einzelnen Blätter in passend große Stücke. Dann schichtet man in einem großen Topf Kohlblätter und Lammfleisch übereinander, würzt die einzelnen Lagen mit Salz und Pfeffer und gießt eine Tasse heißes Wasser darüber. Nun bringt man das Ganze zum Kochen und lässt es 1-2 Stunden vor sich hinköcheln bis das Fleisch gar ist. Mmmmmh, sehr lecker! Da es sich für mich nicht lohnt nur eine einzelne Portion zu kochen, lud ich Anne zum Essen ein, aber wir haben trotzdem nicht alles aufbekommen. Glücklicherweise sagen die Norweger, dass fårikål am zweiten Tag sogar noch besser schmeckt als am ersten Tag, so dass ich mir die Reste morgen aufwärmen werde um zu sehen ob das wirklich stimmt. Nach einer kleinen Verdauungspause gab es dann Abends einen DVD-Abend, wo wir (d.h. Wiebke, Tobias, Anne und ich) uns die von meiner Tandempartnerin geliehene "Findet Nemo"-DVD auf Norwegisch mit englischen Untertiteln angeguckt haben. Anschließend sind wir (nun nur noch zu dritt, da Wiebke erkältet war) ins Studentersamfundet gefahren und haben zu ausnahmsweise guter Musik (Danke für den HipHop, DJane!) abgetanzt, so dass ich erst um halb vier im Bett war.

10.10.2004 (So): Aaah, wie schön ist es doch nach einer langen Nacht ausschlafen zu können ; ) Nach dem Frühstück fuhr ich gegen Mittag in die Bymarka, wo ich so lange unterwegs war, dass die Sonne schon hinter dem Gråkallen verschwunden war als ich endlich wieder am Auto ankam. Hungrig machte ich mich über meine fårikål-Reste her, und es schmeckte tatsächlich mindestens genau so gut wie gestern. Danach kam Anne vorbei und brachte die lang ersehnten Photos mit (Annes Mutter und Schwester sind seit heute für eine Woche zu Besuch, und sie habe die Bilder, die Daniel entwickeln lassen hat, mitgebracht), die wir uns dann zusammen angeguckt und sortiert haben.

11.10.2004 (Mo): Heute war ich seit langer Zeit wieder hausfraulich tätig - ich habe Wäsche gewaschen, gekocht (Hähnchenschenkel mit Nudeln) und die Küche & mein Zimmer gestaubsaugt und nass gewischt. Danach widmete ich mich den angenehmeren Dingen des Lebens, nämlich meinen Norwegen-Photos! Ich habe aus einigen Bildern Panorama-Bilder in Photoshop erstellt und außerdem viele, viele andere Bilder bearbeitet, um sie in dieses Tagebuch einzufügen. Diese Arbeit hat mich viele Stunden gekostet, aber ich denke, dass es das wert war, denn jetzt sehen die Seiten dank der Bilder viel schöner aus, nicht wahr?

12.10.2004 (Di): Für meine Verhältnisse sehr früh morgens um halb acht (ich war die erste, die in der WG auf war!) stand ich auf und packte alles für den anstehenden Ausflug ins Dovrefjell. Das Dovrefjell ist eines der bekanntesten und schönsten Wandergebiete Norwegens, und da das Wetter für heute gut zu werden schien, fuhren Anne, ihr Besuch und ich dorthin. Nach ca. 2 1/2 Stunden Autofahrt kamen wir an der Kongsvoll Fjellstua an (Höhe: 890 m), von wo aus wir zu unserer Besteigung des südlichen Knutshøa (1690 m) aufbrachen. Das erste, was mir auffiel war: Es war richtig knackig kalt! Der Boden war komplett geforen, die Bäume glitzerten vor Raureif und mein Atem war als helle Wolke sichtbar. Ich schätze, dass es ca. -5°C kalt war, und so setzten wir uns schnell in Bewegung um warm zu bleiben. Je weiter wir nach oben stiegen, um so besser war unser Blick auf die Umgebung, und schon bald kam der Snøhetta in Sicht, der zweithöchsten Berg Norwegens mit einer Höhe von 2286 m. Die Aussicht auf die umliegenden Berge und Hochebenen war einfach atemberaubend und unvergesslich. Auf dem oberen Teil des Knutshøa lag sogar Schnee, so dass Anne und ich uns eine kalte Schneeballschlacht lieferten! Bis ganz auf die Spitze haben wir es dann aber doch nicht geschafft, schließlich ist Annes Mutter auch nicht mehr die Jüngste, aber das tat unserer Freude am Wandern keinen Abbruch, und so kamen wir fünf Stunden später müde aber glücklich wieder am Auto an. Eigentlich hätte ich ja auch gerne ein paar Moschusochsen gesehen, die im Dovrefjell recht häufig sind, aber wahrscheinlich war es besser, dass wir keine gesehen haben, denn diese Tiere sind anscheinend recht aggressiv - ich habe gehört, dass dieses Jahr sogar zwei Wanderer getötet wurden, weil sie sich den Tieren unvorsichtigerweise genähert haben. Auf dem Rückweg machten wir dann in einem Cafe in Oppdahl Halt, wo uns Annes Mutter heißen Kakao spendierte, den ich auch gut gebrauchen konnte, da ich doch recht durchgefroren vom Wandern war. Gegen kurz nach 8 waren wir dann wieder in Moholt, wo ich mir eine lange, heiße Dusche und eine knusprige, heiße Pizza gönnte.

13.10.2004 (Mi): Heute hatte ich endlich meine PowerPoint-Präsentation, und es lief eigentlich ganz gut (bis auf die Tatsache, dass ich einen total trockenen Mund beim Reden hatte, was man mir sicher anhören konnte). Allerdings war meine Gruppe fast eine halbe Stunde zu früh fertig, weil alle durch ihren Vortragsteile gerast sind, und so habe ich meinen Teil ein wenig verlängert (ich war die vorletzte), damit wir nicht noch früher fertig waren. Und jetzt bin ich seeeehr froh, dass ich den Vortrag hinter mir habe! Ansonsten habe ich heute noch mein Tagebuch aktualisiert und weiter "Digital Fortress" gelesen. Abends fand dann bei Tobias eine Vorbesprechung der anstehenden Tour zur Agdenes-Hütte (direkt am Meer!) an. Tobi hat uns lecker bekocht (Schinken-Käse-Nudeln und als Nachtisch Milchreis) und wir haben die wichtigste Frage des Trips geklärt: Was gibt es zu essen??? Außerdem haben Anne & ich uns dann auch dazu bereit erklärt das Essen für den Trip zu kaufen (die Kosten dafür werden nachher genau wie beim Sprit auf alle umgesetzt).

14.10.2004 (Do): An diesem Tag sind Anne, ihre Mutter, ihre Schwester und ich früh morgens (naja, 10 Uhr ist vielleicht doch nicht sooo früh am morgen) in die Bymarka gefahren. Das Wetter war blendend und die Sonne lachte vom strahlend blauen Himmel. Wir sind zuerst am Vintervatnet entlang zum Storheia gewandert und haben danach die Aussicht vom Gipfel genossen. Anschließend sind wir zur Elgesthytta gegangen und von dort aus wieder zurück zum Auto. Als nächstes fuhren wir dann zum Fjord an die Fagerheimsbukta, wo wir auch noch mal ein Stündchen unterwegs waren (und wo ich meine bereits große Sammlung an Steinen, Schneckengehäusen und Muscheln um ein paar schöne Exemplare erweitern konnte). Gegen fünf waren wir dann wieder zurück in Moholt, wo ich noch in den Genuss einer heißen Tasse Kakao sowie leckerer Schokobonbons (natürlich aus Deutschland importiert) kam. Abends war ich dann mit Anne und ihrer Schwester in "den gode naboen", wo wir bis ca. 12 Uhr zusammen saßen und schnackten. 

15.10.2004 (Fr): Eigentlich wollte ich ja heute vormittag endlich mit dem Arbeitsphysiologie-Protokoll anfangen, aber ich habe den fatalen Fehler begangen beim Hochfahren des Computers einen Blick in "Digital Fortress" zu werfen. Ich bin dann nicht mehr vom Buch losgekommen bis ich es zu Ende gelesen hatte ; ) Außerdem musste ich dann noch unbedingt den Code knacken, der auf der letzten Seite des Buches zu lesen ist (128-10-93-85-10-128-98-112-6-6-25-126-39-1-68-78) - ich hab's auch geschafft, es war allerdings nicht ganz einfach und ich musste mir ein wenig Hilfe aus dem Internet besorgen. Wer gerne rätselt: Auf der offiziellen Homepage von Dan Brown gibt es neben diesem Rätsel auch noch viele andere zu entdecken: http://www.danbrown.com/secrets/digital_fortress/cryptography.html für Rätsel, die denen in "Digital Fortress" ähneln und http://www.randomhouse.com/doubleday/davinci/ für Rätsel, die sich auf "The DaVinci Code" (zu deutsch: Sakrileg) beziehen - dort es gibt genauer gesagt zwei quests, ein neues und ein altes (mit dem alten quest entdeckt man ein verschollenes DaVinci-Geheimnis und das neue gibt Hinweise auf das nächste Robert Langdon Buch). Allerdings ist es hilfreich die Bücher vorher gelesen zu haben um alle Rätsel zu lösen! Um 12 musste ich mich dann vom Rätseln losreißen und zur Vorlesung fahren. Anschließend habe ich mich dann endlich ans Protokoll gesetzt und den Rest des Tages damit zugebracht. Naja, oder doch zumindest fast den Rest des Tages, denn zwischendurch habe ich mein "norwegisches Gericht der Woche" gekocht, das allerdings aus Zeitgründen recht spartanisch ausfiel: Risgrøt (Milchreis) und dazu smurte lefser (wörtlich "beschmierte" lefser - lefser sind dünne, weiche Fladenbrote) mit kanel og sukker (Zimt und Zucker). Beides sehr lecker!

16.10.2004 (Sa) - 18.10.2004 (Mo): Der Hüttentrip war einfach super!!! Die Agdenes-Hütte war recht geräumig und komfortabel eingerichtet (mit einem richtigen Porzellan-Thron im Toilettenhäuschen) und wir hatten sogar fließendes Wasser aus einem Wasserhahn! Nachdem wir (d.h. Benjamin, Dave, Tobias, Henning, Conny, Ben, Katrin, Anne und ich) am Samstag zur Mittagszeit (und nach einigem Suchen, da die Anfahrtsbeschreibung aus dem Internet fehlerhaft war) ankamen, machten wir zuerst eine kurze Mittagspause und brachen danach zu unserer ersten Erkundungstour auf. Wir wanderten am Meer (naja, eigentlich heißt es auf der Karte noch Fjord, aber meiner Meinung nach ist es eher Meer als Fjord) entlang und Benjamin & Dave wollten eigentlich bei einem Bauer ein Boot mieten (jemand, den sie kannten, war hier schon mal gewesen und hatte ihnen den Tipp mit dem Boot gegeben) um damit auf's Wasser zu fahren und zu Angeln, aber daraus wurde leider nix da sie den richtigen Bauernhof nicht fanden. Statt dessen hieß es also Wandern, und so waren wir einige Stunden unterwegs und hatten schon wieder kräftig Hunger als wir zurück zur Hütte kamen. Genauer gesagt kamen wir in zwei Gruppen bei der Hütte an, denn auf dem Rückweg standen wir vor der Frage ob wir durch ein Tal oder über einen Berg zurück wollten, und so spalteten wir uns in zwei Gruppen. Die Tal-Gruppe (zu der ich gehörte) war deutlich früher an der Hütte, was mich nicht weiter überraschte... leider hatte Henning, der zur Berg-Gruppe gehörte, den Schlüssel, so dass wir erst in die Hütte kamen als auch die andere Gruppe eingetroffen war. Abends gab es dann Spaghetti mit Hackfleisch-Tomaten-Sauce und anschließend haben wir ein Spiel namens "Werwolf" (wir haben es aber den Umständen entsprechend in "Wertroll" umbenannt) gespielt. Bei diesem Spiel geht es darum, dass es unter den braven Bürgern einer Stadt zwei Werwölfe/Wertrolle gibt, die jede Nacht einen armen Bürger ermorden. Am folgenden Tag treffen sich dann die Bürger der Stadt und beschuldigen eine Person des Mordes - diese Person wird hingerichtet. Falls es ein Werwolf/Wertroll war, offenbart sich dies nach seinem Tod und die Bürger können etwas beruhigter wieder ins Bett gehen, doch es gibt ja noch einen weiteren Werwolf/Wertroll, der wieder jemanden tötet. Am nächsten Tag müssen die Bürger also wieder zusammenkommen und jemanden hinrichten... so geht es weiter bis entweder nur noch die Werwölfe/Wertrolle oder brave Bürger übrig sind. Man braucht für das Spiel außerdem einen Spielleiter und es gibt zudem optionale Berufe, z.B. kann es die Hexe geben, die eine von den Werwölfen/Wertrollen getötete Person wieder zum Leben erwecken kann. Weitere Berufe sind "der weise Mann", der die Identität der Werwölfe/Wertrolle kennt, "die Seherin", die jede Nacht den Spielleiter fragen darf ob eine bestimmte Person ein Werwolf/Wertroll ist, usw. Ein wirklich unterhaltsames Spiel, das um so besser wird je mehr Leute mitspielen. Gegen Mitternacht sind wir dann alle nach draußen gegangen und haben uns die Sterne angeguckt - und ich habe sogar mehrere Sternschnuppen gesehen! Am nächsten Tag brachen wir dann nach dem Frühstück zur Tagestour auf, bei der allerdings Conny und Katrin nicht dabei waren (Katrin musste noch was für die Uni tun und Conny ist nicht so der durch-Sumpf-und-über-Felsen-und-auf-den-höchsten-Gipfel-Wandertyp). Zuerst wanderten wir um das Storvatnet und kämpften uns dann durch eine schlammige, mit einem Elektrozaun gesicherte Kuhwiese. Anschließend ging es immer bergauf über den Kjølen bis hinauf auf den Gipfel des Gravvikheia. Besonders Dave und Benjamin legten ein ziemliches Tempo vor (kein Wunder, wenn man so lange Beine hat), so dass ich schon sehr bald mächtig ins Schwitzen kam. Auf dem Gipfel machten wir dann eine Rast und genossen die Aussicht. Der Rückweg führte uns den Berg runter zu einem seeehr kalten See (in dem Ben schwimmen war *brrrrrr*), anschließend zum Örtchen Setran und von dort aus wanderten wir eine Straße entlang bis wir wieder am Storvatnet angekommen waren. Dort folgten wir dann weiter der Straße zurück zur Hütte. Gegen halb 7 waren wir dann wieder in der Hütte, und mit großem Appetit machten wir uns an die Zubereitung des Abendessens (Erbsensuppe mit Würstchen). Nach dem Essen waren alle so satt und müde, dass erst mal gar nichts ging, doch nachdem dieses Tief überwunden war, beschlossen wir eine Nachtwanderung zu machen. Mit einigen Taschenlampen bewaffnet machten wir uns in die Dunkelheit auf, und es war schon recht unheimlich so ganz allein mitten in der Wildnis herumzulaufen. Und natürlich konnten die Jungs es sich nicht verkneifen zu versuchen uns Mädels zu erschrecken ; ) Danach haben wir uns nochmal die Sterne angeguckt - leider waren auch heute keine Polarlichter zu sehen, aber dafür jede Menge Sterne, Sternschnuppen und Satelliten. Am nächsten Morgen hieß es dann Putzen & Aufräumen, und gegen 10 Uhr befanden sich Anne, Katrin, Benjamin, Dave und ich wieder auf dem Rückweg - die anderen hatten am Montag keine Uni und sind deswegen ein wenig länger geblieben. Zurück in Moholt gönnte ich mir eine heiße Dusche und machte mich dann um 2 zu meinem ersten Kolloqium auf. Leider fand das Kolloqium auf Norwegisch statt, so dass ich nicht besonders viel mitbekommen habe, aber wenigstens wurden uns gute Altklausurfragen ausgeteilt, die mir sehr nützlich waren (und sein werden). Danach haben Anne und ich Karten für das letzte Rosenborg-Spiel (Rosenborg ist die Trondheimer Fußball-Mannschaft) gekauft - es ist das letzte Spiel der norwgischen Liga, und da Rosenborg zur Zeit die Tabelle anführt, stehen die Chancen gut, dass Rosenborg nach dem Spiel (es ist ein Heimspiel hier im Rosenborg-Stadion) Meister ist. Wir haben zwar nicht die besten Plätze bekommen (das Stadion war schon fast ausverkauft), aber dafür waren die Karten recht preiswert und die Stimmung im Stadion wird sicherlich super sein! Um 6 war ich dann bei Hilde (meiner Tandem-Partnerin) und dort spielten wir zu viert (Hildes Freundin & ihre Tandem-Partnerin waren auch dabei) ein lustiges Wort-Spiel, bei dem man sich gegenseitig Wörter in der jeweils schwächeren Sprache erklären muss. Müde aber glücklich nach einem so langen und erlebnisreichen Wochenende ging ich abends recht früh ins Bett. 

               

               

19.10.2004 (Di): Heute habe ich endlich am frühen Nachmittag mein Arbeitsphysiologie-Protokoll beendet. Um dies gebührend zu Feiern, sind Anne und ich zum Shoppen in die Stadt gefahren. Dort hat sich Anne einen tollen neuen Mantel (aus schwarz-grauem Cord) gekauft. Eigentlich wollte sie auch eine neue Hose kaufen, doch leider ließ sich nichts vernünftiges finden, so dass wir demnächst nochmal auf Hosen-Jagd gehen werden. Abends gab es dann ein gemeinsames Koch-Treffen mit Henning, seinem Tandem-Partner, Conny und Anne. Vor dem Treffen gab es allerdings eine Überraschung für mich: Anne hat mir einen tollen Cowboy-Kaktus geschenkt!!! Yippieh, jetzt hab ich endlich wieder etwas Grünes in meinem Zimmer. Anne: Ich werde den Kaktus hegen und pflegen und ganz doll lieb haben, versprochen! 
Bei unserem Koch-Treffen gab es einen Maccaroni-Hackfleisch-Auflauf und als Nachtisch Milchreis mit Zimt und Zucker. Anschließend haben wir uns Shrek (wieder mal von meiner Tandem-Partnerin geliehen) auf Norwegisch angeguckt (Hennings Tandem-Partner war allerdings nicht dabei, dafür kam aber Wiebke dazu).
Falls jemand mal den Auflauf nachkochen will, hier das Rezept (hat bei mir 5 Leute satt gemacht):
- 250 g Maccaroni
- 400 g Hackfleisch
- 5 Eier
- 3/4 l Milch
- zum Würzen: Salz, Pfeffer, Muskatnuss
- Käse zum Bestreuen
- Margarine zum Fetten der Ofenform
Die Maccaroni al dente kochen, das Hackfleisch in einer Pfanne krümelig braten. Maccaroni und Hackfleischin mischen und in eine gefettete Ofenform füllen. Eier und Milch verquirlen und mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss abschmecken. Eiermilch über die Maccaroni-Hackfleisch-Mischung gießen und mit reichlich Käse bestreuen. Bei 200°C so lange im Backofen lassen bis der Käse goldbraun und die Eiermilch gestockt ist (ca. 45 min). Der Auflauf schmeckt mir am besten mit Ketchup, dazu passen prima rote Beete oder eingelegte Gurken!

20.10.2004 (Mi): Nach einer grottenschlechten Vorlesung (der Prof hat a) genuschelt b) einen fürchterlichen norwegischen Akzent gehabt und c) anscheinend in letzter Zeit keinen Blick mehr auf seine Präsentation geworfen [wenn es denn überhaupt seine Präsentation war] so dass er sich jede Folie erst mal gründlich ansehen musste bevor er darüber sprechen konnte [was größtenteils bedeutete, dass er einfach den Folientext abgelesen hat]) habe ich mir die Reste des gestrigen Risgrøt aufgewärmt und war danach einkaufen. Anschließend habe ich mich im Internet auf die Suche nach einem typisch deutschen Apfelpfannkuchenrezept gemacht, da ich abends für Hilde kochen wollte. Tatsächlich bin ich nach einigem Suchen auch fündig geworden, und so machte ich mich um 6 ans Backwerk. Hilde und Anne (die ich ebenfalls eingeladen hatte, da ihre Tandem-Partnerin für heute abgesagt hatte) fanden die Pfannkuchen sehr lecker, und auch mir haben sie gut geschmeckt, daher hier das Rezept für alle, die ebenfalls Apfelpfannkuchen mögen (reicht für drei Pfannkuchen):
- 250 g Mehl
- 375 ml Milch
- 3 Eier
- 4 Äpfel
- eine Prise Salz
- ein wenig Backpulver
- Margarine oder Öl zum Braten
Mehl, Milch und Salz verrühren und mind. 30 min quellen lassen. Eier und Backpulver hinzufügen und gut verrühren. Äpfel nach Belieben Schälen und in Scheiben schneiden (Kerngehäuse vorher entfernen). Falls die Äpfel nicht sofort verarbeitet werden, mit Zitronensaft beträufeln damit sie nicht unansehnlich braun werden. Teig in erhitzte Pfanne geben und sofort Apfelscheiben drauflegen. Wenn der Pfannkuchen von unten braun ist, wenden und fertig backen. Schmecken meiner Meinung nach noch besser, wenn man die fertigen Pfannkuchen mit Zimt und Zucker bestreut.
Abends war ich dann noch im International Basement und habe mir "The talented Mr. Ripley" angesehen... ein guter Film mit einem sehr krassen Ende, allerdings nichts für Leute, die einen "gute-Laune-Film" sehen wollen. Das Basement war überraschend leer, was aber wohl nicht am Film lag, sondern daran, dass heute Rosenborg in der Champions League spielte, was sich kein echter Trondheimer entgehen lassen darf. 

21.10.2004 (Do): Den Vormittag war ich mit der Vorbereitung des Laborkurses beschäftigt sowie mit dem Schreiben neuer Tagebuch-Einträge. Mittags habe ich mir dann eine Kleinigkeit gekocht (Fischstäbchen mit Nudeln) und um 2 bin ich zum Laborkurs gefahren. Das heutige Thema war: Die Physiologie der Niere. Wir mussten uns in 3er-Gruppen zusammentun und je eine "freiwillige" Versuchsperson pro Gruppe musste sich melden. Diese Person musste dann eine bestimmte Menge Wasser/Salz zu sich nehmen (Gruppe 1 & 2: je 1 L Wasser, Gruppe 3: 500 mL einer Bicarbonat-Lösung, Gruppe 4: 1 L isotonische Kochsalzlösung, Gruppe 5 & 6: 5 g Kochsalz in einer minimalen Menge Wasser gelöst) und jede halbe Stunde wurde eine Urin-Probe der Person hinsichtlich Volumen, Dichte, Chlorid-Ionen-Konzentration, Osmolarität und pH-Wert untersucht. Die arme Anne hat sich in unserer Gruppe als Freiwillige gemeldet, und dafür schulde ich ihr jetzt einen großen Gefallen, denn das Salzwasser muss wirklich mega-eklig geschmeckt haben, und außerdem hat Anne davon eine tierischen Durst bekommen (aber sie durfte natürlich nichts trinken um nicht die Mess-Ergebnisse zu verfälschen). Nach dem Laborkurs (über den ich wie immer ein Protokoll schreiben muss) habe ich im Internet nach einer günstigen Fähre von Oslo nach Kiel gesucht, und anscheinend gibt es nur eine Verbindung, nämlich mit "Color Line". Ich habe dann auch direkt die billigste Kabine für die Überfahrt am 20. Dezember gebucht, so dass das jetzt auch erledigt ist. Außerdem habe ich das englische DaVinci-Code quest gelöst, was nicht ganz einfach war, aber dafür wird man mit reichlich Hinweisen auf das nächste Buch von Dan Brown belohnt. 

22.10.2004 (Fr): Auch heute habe ich wieder fleißig an meinem Tagebuch geschrieben, und außerdem war ich natürlich bei der Zoophys-Vorlesung, die heute echt anstrengend war, da die Professorin ziemlich konfus redete und erklärte - außerdem war sie 20 min zu spät, weil anscheinend der Kopierer besetzt war. Nach der Vorlesung habe ich mir Hühnchen mit Nudeln gekocht und mit Wiebke in der Küche gequatscht. Um 6 bin ich mit Anne zu ihrer Tandem-Partnerin gefahren, wo wir uns "Bandits" auf DVD angesehen habe und danach noch bis halb elf geschnackt haben. Annes Tandempartnerin ist total nett und sie gibt sich sehr viel Mühe deutlich auf Norwegisch zu reden, so dass ich auch das meiste von dem verstanden habe, was sie gesagt hat. Zudem ist ihr Deutsch sehr gut, so dass es auch keine Problem ist sich mit ihr auf Deutsch zu unterhalten. Sie wohnt mit ihrem Freund in einer superschönen Wohnung, die richtig gemütlich eingerichtet ist, und für den Abend hatte sie extra Waffeln gebacken, die wir nach norwegischer Art mit Rømme (eine Art Creme fraiche) und Marmelade gegessen haben. Mmmh, lecker!

23.10.2004 (Sa): Heute Vormittag hatte ich endlich mal Zeit mich um meine e-mail-Korrespondenz zu kümmern. Mittags sind Anne und ich dann in die Bymarka gefahren um ein paar Sonnenstrahlen zu genießen. Wir haben eine sehr schöne Wanderung rauf auf zwei Berggipfel gemacht: Zuerst auf den Klefstadåsen (Höhe 430 m) und danach auf den Flakkheia (454 m) - vorher mussten wir natürlich wieder durch den obligatorischen norwegischen Morast waten ; ) und es war schon sehr dämmrig als wir wieder zurück am Auto ankamen. Danach habe ich mein "norwegisches Rezept der Woche" gekocht: Dieses Mal gab es Lachs mit Kartoffeln und norwegischer Sauce. Sehr lecker! Abends ging's dann zu Henning, wo wir zu fünft (Henning, Conny, Tobias, Anne und ich) Bohnanza gespielt haben. Tobi, der ja immer behauptet hat, dass er das Spiel nicht mag, hat sich anscheinend jetzt doch endlich für das Spiel erwärmen können... irgendwann erwischt es eben jeden ; )

24.10.2004 (So): Heute stand zuerst ein Besuch mit Anne im Ringve botanischen Garten an, wo aber (wie wir feststellen mussten) zu dieser Jahreszeit nicht mehr sehr viele blühende Pflanzen zu sehen sind. Naja, die Bäume und Büsche waren auch ganz nett, und außerdem konnte ich jede Menge Kastanien sammeln. Anschließend waren wir im Ringve Museum, wo wir um 1 an einer halb norwegischen, halb englischen Führung teilnahmen. Das Ringve Museum beherbergt Norwegens Nationales Musik- und Musikinstrumente-Museum (ja, sowas gibt es hier!) mit Sammlungen aus der ganzen Welt. Es werden ca. 1800 Musikinstrumente gezeigt, und natürlich finden sich darunter auch viele traditionelle norwegische Instrumente wie die Hardanger Fiedel, die norwegische Zither "langeleik" und Musikinstrumente der bäuerlichen Bevölkerung wie z.B. Holzflöten und Hörner. Außerdem darf man auch einige Musikinstrumente selber ausprobieren (z.B. ein Xylophon, ein Horn, eine Trommel usw.). Die Führung war wirklich toll, da unser guide nicht nur viele interessante Dinge über die ausgestellten Musikinstrumente erzählt hat, sondern auch auf einigen Instrumenten (u.a. einem Spinett) gespielt hat. Danach haben wir uns im Museums-Shop mit Andenken eingedeckt - ich habe mir u.a. eine Schokoladen-Gussform mit Musik-Motiven gekauft. Abends um 6 fand dann im Nidarosdom ein Studentengottesdienst statt, bei dem der Chor, in dem Anne und Tobias singen, drei Lieder zum Besten gab. Der evangelische Gottesdienst war natürlich auf Norwegisch, und ich muss sagen, dass sich der Gottesdienst schon sehr von einem deutschen, evangelischen Gottesdienst unterschieden hat. Beispielsweise gab es ein Abendmahl, bei dem jeder zu einem kleinen Tischchen lief und sich dort einen Mini-Kelch holte, mit dem man dann zum Altar ging. Dort wurde dann jedem aus einem großen Kelche der Messwein in den kleinen Kelch geschüttet. Eigentlich eine gute Idee, da das viel hygienischer ist als alle aus dem gleichen Kelch trinken zu lassen. Außerdem gab es auf Wunsch auch glutenfreie Oblaten (Gluten ist ein Eiweiß, das in den meisten Getreidekörnern steckt und gegen das manche Menschen allergisch reagieren)... das ist meiner Meinung nach auch typisch skandinavisch: Es gibt für fast jede Lebensmittelunveträglichkeit / -allergie spezielle Produkte, z.B. laktosefreie Milche und eben auch glutenfreie Oblaten. Für Allergiker also das Paradies ; )

25.10.2004 (Mo): Nachdem ich den Vormittag mit dem Eingeben von Rohdaten und dem Erstellen von Grafiken für das nächste Protokoll sowie dem Vorbereiten des heutigen Kolloquiums zugebracht hatte, fand dann nachmittags jenes Kolloquium statt, und zu meiner Überraschung wurde größtenteils Englisch gesprochen, so dass mir das Kolloquium diesmal auch was gebracht hat. Um 6 fuhr ich dann mit Sina (Sina ist die Tandempartnerin von Hildes Freundin Tine - wir treffen uns neuerdings zu viert) zu Hilde und Tine, wo uns ein köstliches Gericht serviert wurde: Lachs mit Ofenkartoffeln und Salat. Die beiden hatten nicht am Knoblauch gespart, so dass die ganze Wohnung bereits nach Knoblauch duftete als wir ankamen. Das Essen war wirklich außerordentlich lecker (das Rezept stammt von Hildes Mutter) und es gab sogar noch Nachtisch (nämlich Eis). Mmmmmmh!!!

26.10.2004 (Di): Urgh, heute stand Protokoll-Schreiben auf dem Programm, und außer einem kurzen Mittagessen (es gab Pytt i Panne, ein typisch norwegisches Gericht so ähnlich wie Bratkartoffeln, zu dem man typischerweise Spiegeleier macht) habe ich tagsüber nicht viel anderes gemacht. Abends um 6 bin ich dann mit Anne ins Kino gefahren, wo wir uns Shrek 2 auf Norwegisch angesehen haben. Ich finde Fiona und ihre Eltern waren sehr gut zu verstehen, während insbesondere der Kater richtig schwer war, was an der etwas seltsamen Mischung aus Norwegisch und Spanisch gelegen haben mag. Der einzige Wermutstropfen war, dass das Kino voller kleiner Kinder war (anscheinend sehen sich Erwachsene den Film lieber auf Englisch an), die herumplärrten und mit ihren Popcorntüten raschelten. Nach dem Kino fuhren wir zu Anne, wo wir uns zwei Pizzen machten und zuerst CSI und dann Friends im norwegischen Fernsehen (beide Serien laufen natürlich auf Englisch mit norwegischen Untertiteln) anschauten. Außerdem haben wir uns auf Annes Laptop die Friends-Folge angesehen, bei der Brad Pitt mitspielt. Eine ausgesprochen gute Folge ; )

27.10.2004 (Mi): Nach meinen Vorlesungen (Molekularbiologie, Zoophysiologie) setzte ich mich direkt wieder ans Protokoll, was mich den Rest des Tages kostete : (

28.10.2004 (Do): Nachdem ich endlich das Protokoll fertig gestellt hatte, habe ich mich der Vorbereitung des Laborkurses gewidmet. Gegen 1 bin ich dann mit Anne in Richtung Gløshaugen gefahren, wo wir unsere Protokolle ausgedruckt und abgegeben haben. Danach fuhren wir zum Laborkurs, der diesmal nicht im normalen Lab stattfand, sondern in der Abteilung für Neurophysiologie im Sintef Forschungszentrum. Dort wurden wir von zwei sehr netten Assis auf Englisch begrüßt, und tatsächlich fand der ganze Laborkurs auf Englisch statt. Die beiden Assis haben sich sehr viel Mühe mit uns gegeben - einer hat sogar extra das Laborskript und die Arbeitsblätter für uns ins Englische übersetzt! Wow, ich muss zugeben ich war von so viel Freundlichkeit und Engagement wirklich total geplättet, und um den Labortag perfekt zu machen war ich mit Anne in einer Gruppe mit Anveig und Stig, die beide total nett sind und mit denen ich mich gut unterhalten habe. Yippieh! Danach sind Anne und ich in die Stadt gefahren, wo wir uns bei O'Martins (einer Fast-Food-Kette) ein ungesundes Burger-Menü gegönnt haben - auf den Kino-Karten sind hinten nämlich immer Coupons drauf, für die man irgendwo etwas billiger bekommt, und auf unseren Shrek 2 Karten waren eben Coupons für verbilligte O'Martins-Menüs drauf, was wir dann ja sofort ausnutzen mussten. Ich bin dann wieder zurück nach Moholt gefahren um mit Daniel zu telefonieren, während Anne in der Stadt blieb um zum Chor zu gehen. Abend um 9 bin ich dann wieder zurück in die Stadt gefahren, um mich mit Henning und Conny im "mormors" (einer total gemütlichen Kneipe) zu treffen. Als ich jedoch dort ankam, musste ich feststellen, dass Conny und Henning nicht da waren, und leider hatte ich weder Connys noch Hennings Handynummer. So blieb mir also nichts anderes übrig als zu warten bis Anne vom Chor kam (denn sie wollte nach dem Chor auch ins mormors kommen und sie hat Hennings Handynummer). Als Anne dann kam stellte sich heraus, dass es eine Planänderung gegeben hatte und dass Henning und Conny nicht im mormors, sondern im Cafe Dali waren. Super Planung... naja, wir sind dann ins Cafe Dali gegangen und haben uns dort gut mit allen unterhalten (Hennings Tandempartner war auch da). Um 11 sind Henning und Conny dann zum Bahnhof gegangen, weil sie für ein paar Tage nach Schweden fahren wollten um dort eine Freundin zu besuchen, und Anne und ich sind daraufhin ins mormors gegangen, wo wir uns mit einer heiße Tasse Kakao für den kalten und beschwerlichen Rückweg stärkten. 

29.10.2004 (Fr): Nach der Zoophys-Vorlesung (die diesmal grottenschlecht und sehr langweilig war) sind Anne und ich auf Grund des tollen Wetter in die Stadt gefahren, wo wir zuerst an der Nidelva entlang spaziert sind und danach einen Einkaufsbummel durch die Stadt gemacht haben. Danach habe ich mir ein leckeres Abendessen gekocht (Hähnchen mit Nudeln) und ein wenig an meinem Tagebuch geschrieben. Abends haben Anne und ich uns "Garfield" auf ihrem Laptop angesehen, und anschließend waren wir noch draußen und haben einen kleinen Nachtspaziergang gemacht.

30.10.2004 (Sa): Früh um 11 Uhr *ggg* sind Anne und ich heute in die Bymarka gefahren um den letzten Sonnentag dieses Monats auszunutzen (ab morgen soll es deutlich schlechter mit viel Regen werden). Wir haben eine schöne, dreistündige Tour zur Grønlia-Hütte gemacht und natürlich waren meine Schuhe wieder einmal völlig durchweicht als wir wieder am Auto ankamen. Ich bin echt froh wenn es hier endlich mal richtig friert, dann kann man vielleicht mal trockenen Fußes über die Moorebenen wandern. Nach der Wanderung hab ich Mittagessen gekocht (Maccaroni-Auflauf mit Hackfleisch) und gegen 5 sind Anne und ich dann zum Fußballspiel Rosenborg - Lyn gefahren (Rosenborg ist die Trondheimer Mannschaft), wo wir Plätze in der ersten Reihe hatten (allerdings ganz rechts außen; siehe Bild)! Es war das letzte Spiel der norwegischen Liga, und Rosenborg lag punktgleich mit Vålerenga auf dem ersten Platz, allerdings hatte Rosenborg die bessere Torbilanz. Nach der ersten Spielhälfte stand es noch 0-0, doch in der zweiten Hälfte trumpfte Rosenborg so richtig auf und in der 58. min erzielte Daniel Braaten das erste Tor für Rosenborg, 4 min später (62. min) gefolgt von Frode Johansen. Lyn konnte dank Jan Derek Sørensen in der 63. min mit einem Gegentor kontern, doch Rosenborg gab alles und erzielte noch zwei weitere Tore (70. min + 89. min  - beide wieder von Frode Johansen), so dass das Spiel 4-1 für Rosenborg ausging. Als das Spiel abgepfiffen wurde, sammelten sich alle Spieler und Trainer vor einem Fernseher, da das Vålerenga-Spiel noch lief (Stand: 3-0 für Vålerenga) und bei einem weiteren Tor Vålerenga Meister werden würde. Doch es fiel kein weiters Tor, so dass Rosenborg damit Tabellenmeister (zum 13. Mal in Folge!) wurde. Das Publikum brach in Jubel aus und die Stimmung war unglaublich! Anschließend gab eine tolle Meisterfeier mit Pokalüberreichung und Feuerwerk, und die Mannschaft trug den Pokal stolz einmal um das ganze Feld. Einfach total genial!!!

Rosenborg - Lyn 30.10.2004

 

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