Kapitel 4: Daniels Besuch

09.09.2004 (Do): Eigentlich war ich ja besorgt, dass der heute Tag sich sehr in die Länge ziehen könnte (wie das halt so ist wenn man sich sehr auf etwas freut), doch genau das Gegenteil war der Fall: Anne rief mich morgens an und fragte mich ob ich nicht Lust hätte ein wenig in der Strindmarka zu wandern. Klar hatte ich Lust (und auch reichlich Zeit), daher liefen wir dann gegen 11 los. Auf der Wanderkarte, die am Beginn eines Wanderweges hing, suchten wir uns als Ziel den Liaåsen aus, einen der höheren Berge in der Strindmarka. Auf dem Weg dorthin hielten wir uns immer brav an die Schilder, was nicht immer ganz einfach war, da wie so oft der Weg manchmal in einer sumpfigen Wiese endete. Als wir nach knapp zwei Stunden noch immer nicht den Liaåsen erreicht hatten, wollten wir uns über eine Abkürzung wieder nach Hause, doch das erwies sich als keine gute Idee. Nachdem wir eine ganze Weile der "Abkürzung" gefolgt waren, stellten wir fest, dass der Weg leider in die falsche Richtung führte. Da wir zu diesem Zeitpunkt keinen Plan mehr davon hatten, wo wir überhaupt genau waren, kletterten wir durch die Wildnis auf einen kleinen Berg, um von dort oben unsere Lage zu bestimmen. Und wir mussten feststellen, dass wir am völlig falschen Fleck waren und natürlich seeeeeehr weit von Moholt entfernt. Wir hatten zwei Möglichkeiten: Die "Abkürzung" und den ganzen Weg, den wir hergekommen waren, zurück gehen oder einen Weg durch die Wildnis den Abhang hinunter zu einer richtigen Straße suchen. Wir entschieden uns für die erste Möglichkeit, und im Nachhinein betrachtet war wenigstens das eine gute Idee, denn als wir nach einem ca. 2-stündigen Rückweg (strammer Fußmarsch ohne größere Pausen) wieder einen Blick auf die bereits oben erwähnte Wanderkarte warfen, stellte sich heraus, dass unser Ausblickspunkt von Steilhängen umgeben war, wo wir niemals einen Weg runtergefunden hätten. Sehr müde war ich dann gegen drei wieder in Moholt, wo ich mich ein wenig beeilen musste, um rechtzeitig vor Beginn des Sprachkurses zu duschen, abzuwaschen, zu putzen und zu essen. Ich hab dann ein wenig früher mit dem Sprachkurs Schluss gemacht um den Film "Lost in Translation" zu sehen, der im PK4-Basement gezeigt wurde. Meiner Meinung nach ein sehr schöner und ruhiger Film, der sich viel Zeit zum Erzählen nimmt. Kurz vor halb 11 bin ich dann mit dem Auto zum Hauptbahnhof gefahren um dort Daniel abzuholen. Dies erwies sich als ein wenig komplizierter als ich erwartet hatte, da mir neben Baustellen und Einbahnstraßen auch die ziemlich angeheiterten norwegischen Jugendlichen, die das gute Trondheimer Nachtleben genossen, das Autofahrerleben schwer machten. Trotzdem war ich rechtzeitg am Bahnhof und konnte endlich wieder meinen Schatz in die Arme schließen. 

10.09.2004 (Fr): Auf Grund des schlechten Wetters konnten wir heute leider nicht viel unternehmen, so dass ich lediglich für die Zoophys-Vorlesung von 12 bis 2 draußen war (und auch prompt nass geworden bin). Den Rest des Tages verbrachten wir sehr chillig mit Essen kochen (leckeres Hähnchen mit Nudeln) und Mühle spielen (hatte auf den Olavsfesttagen ein mittelalterliches Mühle-Spiel mit Lederbeutel als Spielbrett und geschliffenen Natursteinen als Spielsteine gekauft).

11.09.2004 (Sa): In aller Frühe (um 7 Uhr!!!) standen wir auf, um pünktlich um 8 Uhr mit dem Auto nach Røros zu fahren - Røros gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Mit dabei waren Anne und ihre Bekannte aus dem Chor, Claire - eine sehr nette und lustige Französin. Nach einer etwa 2 1/2 stündigen Fahrt durch (wieder einmal) atemberaubende norwegische Natur (wir haben sogar einen Fuchs gesehen!), suchten wir uns in Røros eine Parkplatz und begannen die Stadt zu Fuß zu erkunden. Unser Weg führte uns zuerst zur Tourist-Info, wo wir uns für die Führung durch die Olavs-Miene um 15.00 Uhr anmeldeten. Danach liefen wir die Kjerkgata, wo sich schmucke alte Holzhäuser aneinanderreihen und es viele Handwerks-Geschäfte und Cafes gibt. Die ehemalige Bergwerksstadt ist heutzutage besonders für ihre Kupfer- und Keramikprodukte, Textilien (insbesondere Wolldecken) und Holzfiguren bekannt. Wir besichtigten die Kirche von Røros (1784 fertiggestellt), die früher das einzige Steinbauwerk in der Umgebung war und heute zu den 10 profiliertesten Kirchen Norwegens zählt. Wir setzten unseren Stadtrundgang über die Bergmannsgata fort und stießen dabei auf die riesige Schlackehalde (Slegghaugan) und die Schmelzhütte (Smelthytta), in der heute das Rørosmuseum untergebracht ist. Direkt an der Halde findet sich der Sleggveien, wo ebenfalls noch immer viele der traditionellen alten Holzhäuser stehen. Danach suchten wir uns ein nettes Cafe und machten bei Kaffee & Kuchen eine kleine Pause. Um zwei Uhr verließen wir die Stadt und fuhren zur Olavs-Miene - und auf dem Weg sahen wir tatsächlich drei echte Elche!!! Leider waren sie zu schnell im Wald verschwunden um ein Beweisphoto zu machen, daher hoffe ich, dass das nicht die letzten Elche waren, die ich zu sehen bekomme. Die Mienen-Besichtigung war sehr beeindruckend, es ging 50 m tief unter die Erde, wo Temperaturen um 5 °C und 96% Luftfeuchtigkeit herrschen (also etwa das Klima eines Kühlschranks). Da wir vier die einzigen Nicht-Norweger waren, dachten wir schon, dass die Führung auf Norwegisch abgehalten werden würde, doch zu unserer Überraschung wurde extra für uns eine zweite Führung gemacht. Wirklich sehr nett!!! Nach ca. 1 1/2-stündigen Tour trieben wir uns noch eine Weile auf dem Mienen-Gelände rum um Steine zu suchen - gut, dass wir Daniel als Experten auf diesem Gebiet dabei hatten, ansonsten wüsste ich bis heute nicht was für Mineralien / Gesteine die grünen, gelben, orangenen und glitzernden Steine wohl sein könnten. So aber weiß ich, dass ich Kupfer sowie Malachit, Hämatit und Glimmerschiefer gefunden habe! Danach machten wir uns auf dem Rückweg, allerdings legten wir zwei Stopps ein: Einmal hielten wir an einem wunderschönen Wasserfall, wo wir - mal wieder - Steine suchten (dort habe ich zusätzlich Bronzit gefunden), und der zweite Stopp fand an der Stabkirche von Haltdalen statt. Die originale Stabkirche (Stavkirke) befindet sich heute im Sverresborg Folkemuseet, und dort wo das Original stand wurde später ein Nachbau hingesetzt und auf alt getrimmt. Obwohl man der Kirche natürlich doch angesehen hat, dass sie noch nicht sehr alt ist - aber schön war sie trotzdem! Gegen 9 erreichten wir dann Trondheim und ich fuhr in Richtung Stadtzentrum um dort Claire abzusetzen - dummerweise war genau zu dem Zeitpunkt, als ich da war, ein Fußballspiel im Lerkendal-Stadion zu Ende, so dass Massen von Fußgängern und Radfahrern die Fahrbahn versperrten. Es dauerte ein ganzes Weilchen bis wir wieder aus dem Pulk rauswaren, aber schließlich gelang es uns doch (und ich habe noch nicht mal jemanden an-/umfahren müssen!). Müde aber glücklich kamen wir dann gegen 10 wieder in Moholt an.

                   

           

12.09.2004 (So): Heute war ein richtiger Gammel-Tag. Da das Wetter leider wieder deutlich schlechter war, konnten wir nicht sehr viel draußen unternehmen, und so haben wir uns einen gemütlichen Tag gemacht und das Formel 1 Rennen geguckt (allerdings ohne Ton, da der Lautsprecher des Fernsehers kaputt ist). Abends waren wir im Egon-Restaurant, das im Tyholttårnet (dem Fernsehturm) untergebracht ist. All-you-can-eat Pizza-Buffet für nur 99 Kronen - mmmmh, lecker! Und außerdem hat man natürlich eine tolle Aussicht von dort oben. Gegen halb 10 verließen wir dann das Restaurant, und aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte ich dann auf einmal Heißhunger auf Eis - also fuhren wir zum Bunnpris (der sonntags sogar bis 22.00 Uhr geöffnet hat) und kauften 1 l Vanille-Eis! Ich glaube ich bin selten so pappsatt gewesen ; )

13.09.2004 (Mo): Recht früh um 9 Uhr standen wir auf und wurden von strahlendem Sonnenschein begrüßt. Was für ein perfektes Wetter für einen Stadtrundgang! Und so radelte ich mit Daniel auf dem Gepäckträger runter in die Stadt und wir begannen unseren Rundgang an den Bakklandet, von wo wir über die alte Stadtbrücke (Gamle Bybro) die Kjøpmannsgata entlang bis zum Hauptbahnhof liefen. Von dort gingen wir über die Fjordgata zum Ravnkloa, dem Fischmarkt Trondheims. Danach gingen wir zum Torget, dem Marktplatz in der Innenstadt und anschließend zum Nidarosdom, wo wir an einer guided tour auf Norwegisch teilnahmen (da konnte ich dann für Daniel meine Übersetzungskünste unter Beweis stellen). Dann wollten wir eigentlich das zugehörige Museum besichtigen, doch leider ist es montags geschlossen : ( Statt dessen zeigte ich Daniel dann den Gløshaugen-Campus und insbesondere das Realfaggbygget (Naturwissenschaftgebäude), wo ich meine Vorlesungen und Kurse habe. Gegen zwei machte sich Daniel dann auf den Weg nach Moholt während ich im Realfaggbygget blieb und mich mit dem Drucker rumärgerte. Von 3 bis 5 hatte ich dann meine Zoophys-Vorlesung, und danach mühte ich mich wieder mal den Berg nach Moholt rauf. Nach einer kurzen Verschnaufpause waren wir dann beim Rema 1000 einkaufen und haben danach Spaghetti gekocht. Und natürlich habe ich außerdem diese Seite wieder auf den aktuellen Stand der Dinge gebracht!

14.09.2004 (Di): Auch heute musste mein armes Fahrrad leiden als ich mit Daniel auf dem Gepäckträger in das Stadtzentrum fuhr um zusammen mit Anne das Wissenschaftsmuseum der NTNU zu besichtigen. Zuerst schauten wir uns eine Ausstellung über die "Jäger der Nacht" (Eulen) an, danach ging's zu einer naturkundlichen Ausstellung über norwegische Vögel, Insekten, Wale, Fische und Säugetiere (wo es natürlich auch ausgestopfte Elche zu bestaunen gab). Danach gingen wir zur groß angekündigten Dinosaurier-Ausstellung, wegen der wir sogar 70 Kronen Eintritt (statt normalerweise 25 Kronen) bezahlen mussten. Die "riesige" Ausstellung passte locker-flockig in einen einzigen (recht kleinen) Raum und umfasste lediglich ein paar Dinosaurier-Skelett-Nachbildungen und einige Infotafeln. Das war echt die reinste Abzocke... Naja, nach dieser Enttäuschung führten wir unseren Rundgang durch das Museum fort und kamen zu einer Ausstellung über die Kultur der Samen und danach zu einer Abteilung, die sich mit norwegischen archäologischen Funden aus der Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit und Vikingerzeit beschäftigte. Und wie in jedem guten Naturkundemuseum gab es dann natürlich auch noch eine Gesteins- und Mineralienausstellung, über die sich besonders Daniel freute. Der Höhepunkt unseres Besuches war jedoch die Mittelalter-Ausstellung, die in einem anderen Gebäude untergebracht war. Dort wurde man durch die Entwicklung der Stadt Trondheim vom Ende der Vikinger-Ära bis ins 18. Jahrhundert geführt. Die Ausstellung gefiel mir sehr gut, weil nicht einfach nur ein paar Fundstücke in Glaskästen präsentiert wurden, sondern man sich die Mühe gemacht hat einige Gebäude des mittelalterlichen Trondheim und Szenen aus dem Leben der Stadtbewohner nachzustellen. Auf diese Art kann man die Fundstücke in ihrem historischen und sozialen Kontext betrachten und sich viel besser vorstellen wie das Leben in einer mittelalterlichen Stadt ablief. Um drei Uhr musste ich dann los um mich um vier in Dragvoll mit meiner Tandem-Partnerin zu treffen. Das Tandem-Programm ist eine super Sache, man tut sich da zu zweit zusammen (je eine Person die Deutsch kann und eine Person die Norwegisch kann) und lernt voneinander. Mein Partnerin heißt Hilde, ist 19 Jahre alt und studiert zur Zeit Deutsch an der NTNU um nächstes Jahr nach Deutschland zu gehen und dort Tiermedizin zu studieren. Ihr Deutsch ist wirklich ziemlich gut, wo hingegen mein Norwegisch noch recht rudimentär ist. Zwar kann ich Norwegisch schon ziemlich gut lesen und auch einigermaßen verstehen (zumindest wenn die Person keinen zu starken Dialekt spricht), aber selber Norwegisch zu sprechen ist schon ziemlich schwer. Das Treffen verlief ganz gut, auch wenn wir gegen Ende nur noch Englisch gesprochen haben, weil das für uns beide leichter ist ; ) Wir wollen uns nächste Woche Montag bei ihr treffen, und vielleicht schaffe ich es ja bis dahin ein kleines Essay oder etwas in der Art zu schreiben. Nach dem Tandem-Treffen bin ich direkt zum Sprachkurs gegangen (der ja auch in Dragvoll stattfindet) und bin danach sehr müde zurück nach Moholt gefahren.

15.09.2004 (Mi): Nach dem üblichen vierstündigen Vorlesungs-Doppelpack (zuerst Molekulare Zellbiologie und danach Zoophysiologie) sind Daniel und ich einige Stunden in der Strindmarka wandern gewesen, da das Wetter einigermaßen trocken war. Wir sind bis zu den beiden Stauseen in der Strindmarka gelaufen, von wo aus man einen schönen Blick über Trondheim hat. Ich wäre gern noch weiter bis zur Estenstadhytta gekommen, aber die Zeit reichte dafür nicht aus, da wir um 8 Uhr einen Film im International Basement schauen wollten. Der Titel des Films war "Lock, Stock and Two Smoking Barrels " (in Deutschland lief der Film unter dem Titel "Bube, Dame, König, Gras"). Nach einigen technischen Schwierigkeiten startete der Film dann auch um kurz nach halb neun (natürlich auf Englisch), und ich muss sagen er war seeeeehr gut und witzig, allerdings hätte ich mir an manchen Stellen Untertitel gewünscht, weil ich mit Daniel ganz hinten in der letzten Reihe saß und so nicht immer den ganzen Text mitbekam. Aber auch so war der Film super - er ist von Guy Ritchie, dem Regisseur von "Snatch - Schweine und Diamanten" und man merkt den Filmen auch an, dass sie vom gleichen Regisseur stammen (was in diesem Fall ein Kompliment ist). Beide Filme sind meiner Meinung nach sehr sehenswert!

   

16.09.2004 (Do): Heute stand Shopping mit Daniel auf dem Programm. Da Tanjas Geburtstag immer näher rückte, war es an der Zeit sich auf die Suche nach einem passenden Geschenk zu machen, und tatsächlich wurde ich nach mehreren Stunden auch fündig. Nach der Shopping-Tour musste ich dann um 2 Uhr zu meinem ersten Labortag des Zoophysiologie-Kurses. Ich hatte mich schon darauf gefreut endlich mal wieder in ein Labor zu dürfen, aber leider stellte sich heraus, dass an diesem Tag nur eine Versuchsdemonstration stattfinden würde. Die Demonstration bestand darin uns einen unauffälligen schwarzen Kasten zu zeigen, in dem eine Taube saß. Der Sauerstoff-Anteil in der aus dem Kasten strömenden Luft wurde von einem Messgerät bestimmt und auf einem PC sichtbar gemacht. Und das war's auch schon! Überhaupt nix spektakuläres, und nach einer Stunde (wir wurden noch mit ein wenig Theorie gefüttert) war ich auch schon wieder draußen. Und darüber muss ich jetzt auch noch ein Protokoll schreiben : (  Nach einer solchen Enttäuschung brauchte ich erst mal was vernünftiges zu essen, so dass Daniel und ich zusammen ein unheimlich gesundes Mahl bestehend aus Pommes und Würstchen kochten. Frisch gestärkt fuhr ich dann zum Sprachkurs und war gegen halb neun wieder zurück in Moholt.

17.09.2004 (Fr): Nach der üblichen Freitags-Vorlesung von 12 bis 2 Uhr waren Daniel und ich beim Maxi und Rema1000 einkaufen und haben uns danach eine (mal wieder sehr gesunde) Pizza gegönnt. Anschließend fuhren wir zum Fjord, doch leider fing es nach kurzer Zeit an zu regnen, was uns aber nicht davon abhielt Steine und Muscheln zu sammeln. Und ich habe sogar einen Reiher gesehen (schätzungsweise ein Fischreiher, aber da bin ich mir nicht sicher... ich hatte schließlich kein Bestimmungsbuch dabei)! Abends waren wir dann bei einem Spiele-Abend bei Anne, zu dem auch Henning und sein Freund Mirco sowie Nadine und Nicola (kenne beide aus dem Sprachkurs) kamen. Es war ein sehr lustiger Abend - wir haben ein witziges Kartenspiel namens Bohnanza gespielt, bei dem es darum geht Bohnen einer Sorte auf seinem Feld anzubauen und bei der Ernte daran zu verdienen. Sogar ich habe das Spiel sehr schnell verstanden, und dabei bin ich nun wirklich alles andere als Kartenspiel-erfahren. Bohnanza ist definitiv mein neuer Kartenspiel-Favorit!!!

18.09.2004 (Sa): An diesem Tag waren Daniel, Anne und ich in der Bymarka wandern - das Wetter war ausnahmsweise sehr sonnig und warm! Zuerst ging es den Storheia rauf, von wo aus wir die Sicht über Trondheim genossen, und danach folgten wir einem kleinen (sehr nassen und schlammigen) Wanderweg zur Grønlia-Hytte. Dort tranken wir dann heißen Kakao und aßen leckere norwegische Rosinenboller. Auf dem Rückweg bogen wir dann vom Hauptwanderweg ab und nahmen einen winzigen Trampelpfad, der sich schon bald im Nichts verlief, so dass wir auf gut Glück in die vermutlich richtige Richtung wanderten. Und entgegen meiner Erwartungen (denn ich hatte ja schon mehrmals schlechte Erfahrungen mit solchen Aktionen gemacht) fanden wir tatsächlich nach kurzer Zeit auf einen größeren Weg, der uns zurück zum Auto führte. Total erschlagen von dem vielen Wandern ruhten Daniel und ich uns erst mal aus, denn der Tag war noch lange nicht vorbei. Abends um 10 Uhr fuhren wir zu einer Party im Studentersamfundet, wo wir bis halb drei zu teilweise recht gewöhnungsbedürftiger Musik tanzten. Danach waren meine Füße soooooo platt (ich hatte den fatalen Fehler begangen meine Schuhe mit den hohen Absätzen anzuziehen)...

           

19.09.2004 (So): Nach einer recht kurzen Nacht standen Daniel und ich gegen 9 Uhr auf um rechtzeitig um halb 10 mit Anne nach Stiklestad und von dort weiter an den Atlantik zu fahren. In Stiklestad (dem Ort, wo Olav der Heilige in der Schlacht von 1030 fiel) besuchten wir das "Stiklestad Nasjonale Kultursenter", wo wir uns eine Ausstellung über die berühmte Schlacht und den daraus folgenden Übergang der Norweger zum Christentum anschauten. Außerdem konnten wir das größte Freilufttheater Norwegens besichtigen (wo jeden Sommer die Olavs-Spiele aufgeführt werden) sowie Teile des Volksmuseums, wo alte, traditionelle Gebäude zu sehen waren. Außerdem warfen wir auch einen kurzen Blick auf die Kirche von Stiklestad (eine Steinkirche, die im Jahr 1180 erbaut wurde). Gegen halb eins fuhren wir weiter in Richtung Atlantik und fanden unterwegs einige wunderschöne Flecken norwegischer Natur (u.a. den nördlichsten Ausläufer des Trondheimsfjordes und einen wilden Wasserfall). In Vingsand, einem kleinen Fischerdorf direkt am Meer, machten wir Halt und holten unseren Einmalgrill und die pølser (Würstchen) aus dem Kofferraum. Wir wanderten eine Weile über die felsige, bergige Küste bis wir einen passenden Grillplatz hoch auf einem Bergrücken gefunden hatten. Dort warfen wir den Grill an und grillten die Würstchen, welche wir mit Heißhunger verschlangen (schließlich war es zu diesem Zeitpunkt schon vier Uhr). Nachdem unser Hunger gestillt war, wanderten wir noch eine Weile an der Küste entlang (und ich konnte natürlich mal wieder nicht widerstehen meine Taschen mit schönen Muschelschalen und Steinen zu füllen). Das Wetter war zu dieser Zeit sehr wechselhaft und so sahen wir mehrere Regenbögen, die teilweise übereinander standen - sehr beeindruckend. Auch die Landschaft war wunderschön und faszinierend. Als wir uns gegen 6 wieder auf den Rückweg machten, entdeckten wir endlich ein Hinweisschild zu den Felsmalereien (wir hatten schon auf dem Hinweg Ausschau danach gehalten, aber nichts gesehen), und so konnten wir noch schnell die 7000 Jahre alten Felszeichnungen (på norsk: helleristninger) besichtigen. Außerdem hielten wir auf dem Rückweg bei einem weiteren spektakulären Wasserfall (mit Lachstreppe) und einem Steinbruch, wo Daniel seiner Mineralien-Leidenschaft frönte.  Gegen halb 11 waren wir dann wieder müde aber glücklich in Moholt.

           

       

20.09.2004 (Mo): Nach einem so langen Wochenende stand heute nur eines an: Gammeln. Abgesehen von meiner Montags-Vorlesung in Zoophysiologie und einem kurzen Einkauf und anschließendem Kochen haben wir heute einfach nur relaxt... oder zumindest fast nur, denn leider musste ich auch mit meinem Protokoll für den Tauben-Versuch anfangen um rechtzeitig zum Abgabetermin (Donnerstag) fertig zu werden : (

21.09.2004 (Di): An diesem Tag wollten wir von 10 bis ca. 15 Uhr im größten Freizeit-Bad Norwegens (welches sich praktischerweise hier in Trondheim befindet) schwimmen, daher standen wir um 9 auf und fuhren dann zu dritt (Anne, Daniel [mit einem von Wiebke geborgten Fahrrad] und ich) zum "Pirbadet". Das "Pirbadet" hat seinen Namen daher, dass es direkt am Pier, also im Hafengelände, liegt und es ist bekannt für seine große, verglaste Fensterfront mit Aussicht auf den Trondheimsfjord. Als wir pünktlich um 10 dort ankamen, erwartete uns jedoch eine böse Überraschung: Das Schwimmbad öffnet dienstags und donnerstags erst ab 12!!! Dumm gelaufen... wir beschlossen kurzerhand in die Innenstadt zu fahren und die zwei Stunden mit dem Besichtigen alter Kirchenruinen totzuschlagen. Diese Kirchenruinen befinden sich größtenteils unter der heutigen Bibliothek und der Geschäftsstelle der SpareBank und sind für alle umsonst (etwas ganz Besonderes hier in Norwegen!) zu besichtigen. Neben den Ruinen stehen Schilder mit Erklärungen, so dass man sich fast wie in einem Museum vorkommt, und nicht etwa wie in einer Bibliothek oder Bank. Die Bank hat sogar eine richtige kleine Ausstellung mit Informationen (in Englisch und auch in Deutsch), Fundstücken und Fotos von den Ausgrabungen eingerichtet. Alles sehr nett anzusehen, und daher fiel es uns nicht schwer die zwei Stunden auszufüllen. Um 12 konnten wir dann endlich ins Schwimmbad und verbrachten dort 4 nette Stunden. Das Schwimmbad besitzt neben einem Schwimmerbecken auch noch ein Wellenbecken (mit Kletterwand, an der wir uns erfolgreich versuchten), zwei Rutschen, Saunen, ein Dampfbad, einen Strömungskanal und einige Whirlpools. Und natürlich ein Café, wo Anne und ich uns ein leckeres Eis gönnten. Die Aussicht auf den Fjord wurde leider durch den ab Mittag heftig fallenden Regen beeinträchtigt, aber das tat unserem Spaß im Nass keinen Abbruch. Mir gefielen besonders die Rutschen und das Dampfbad, während Daniel sich lieber sportlich im Schimmerbecken betätigte und Anne ebenfalls fleißig Bahnen schwamm, wenn sie nicht gerade einen neuen Geschwindigkeitsrekord auf der großen Rutsche aufstellte. Leider mussten wir dann um 4 Uhr im strömenden Regen den Berg nach Moholt raufradeln um noch rechtzeitig zum Sprachkurs zu kommen, was nicht so toll war. In Moholt angekommen sprang ich schnell unter die Dusche (ich war vom Radfahren total nassgeschwitzt) und aß danach ich eine Pizza, so dass ich mit Anne um halb 6 mit dem Auto zum Sprachkurs fahren konnte. Dort bin ich dann fast eingeschlafen, da ich einerseits total platt vom Schwimmen und Radfahren war, und weil wir andererseits auch nicht viel Neues im Sprachkurs machten (zur Zeit wiederholen wir hauptsächlich die Grammatik für die Klausur am Samstag). Und auf dem Rückweg war ich (mal wieder) sehr froh dass ich ein Auto habe, da es noch immer regnete.

22.09.2004 (Mi): Nachdem ich meine beiden Mittwochsvorlesungen hinter mich gebracht hatte, haben Daniel und ich zusammen gekocht (leckere Spaghetti mit Fleischbällchen). Danach habe ich an meinem Tauben-Protokoll weitergearbeitet während Daniel seine Sachen packte, und den Rest des Tages / Abends verbrachten wir damit die letzten Stunden Zweisamkeit zu genießen.

23.09.2004 (Do): In aller Frühe (und das heißt diesmal WIRKLICH früh um 5 Uhr) standen wir auf und fuhren um halb sechs zum Trondheimer Hauptbahnhof, weil Daniels Zug nach Oslo um 5.50 Uhr losfahren sollte. Allerdings hatte die Bahn aus unerklärlichen Gründen 15 Minuten Verspätung, so dass ich mir schon Sorgen darüber machte ob Daniel wohl seinen Anschlusszug erwischen würde. Nachdem der Zug dann um fünf nach sechs losgefahren war und ich wieder zurück in Moholt war, hätte ich mich am liebsten ins Bett gelegt, aber statt dessen setzte ich mich an den Laptop um das Protokoll fertig zu machen (heute war ja Abgabetermin). Um halb 10 war ich endlich fertig und warf dann noch einen schnellen Blick in das Laborskript, um für den heutigen Laborteil (Thema: EKG) vorbereitet zu sein. Danach legte ich mich wieder ins Bett und schlief drei Stunden. Um ein Uhr stand ich auf, frühstückte (wenn man das denn zu so einer Zeit noch Frühstück nennen darf) und fuhr um kurz vor zwei mit Anne durch strömenden Regen zur Uni. Nachdem wir dort unsere Protokolle ausgedruckt und in das entsprechende Fach eingeworfen hatten, gingen wir zum Kursraum, wo uns ein Zettel empfing, dem zu entnehmen war, dass der Laborkurs heute ausfiel und demnächst (was auch immer das heißen soll) nachgeholt werden würde. Toll... so fuhren wir also wieder zurück und ich setzte mich an daran mein Tagebuch wieder ein wenig weiter zu updaten. Um halb sechs fuhren Anne und ich nach Dragvoll zum Sprachkurs, wo wir (mal wieder) die Grammatik für die Klausur wiederholten. Abends telefonierte ich mit Daniel, der morgens zwar seinen Anschlusszug knapp erwischt hatte, aber ansonsten nicht sehr viel Glück auf der Fahrt gehabt hatte. Danach ging ich rüber zu Anne, wo ich mir die letzten Spaghetti von gestern aufwärmte (bei Anne gibt es eine Mikrowelle, bei mir leider nicht) und wir uns drei Folgen "Friends" (1. Staffel) anschauten. Danach fiel ich müde ins Bett und schlief (leider ab jetzt wieder alleine im Bett) seeehr schnell ein.

 

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