Kapitel 1: Die Anfahrt

27.07.2004 - 29.07.2004 (Di-Do): Die Überfahrt nach Norwegen verlief erstaunlich reibungslos, ich hätte wirklich nicht erwartet, dass das alles so gut klappt. Nachdem ich am Dienstag die Zimmerabgabe mit dem Hausmeister abgeklärt hatte, wurde Schrotti vollgepackt und (fast) pünktlich um viertel nach 10 ging's los in Richtung Amsterdam. Dort angekommen waren wir sogar zu früh dran und warteten so eine Weile am Hafen, bis Isi (mein Vater) uns abholen kam und uns auf das Schiff "MS Cometa" brachte. Die Cometa fährt innerhalb von einer Woche von Amsterdam über Bergen nach Odda, von dort nach England und wieder zurück nach Amsterdam, und wir durften bis nach Bergen mitfahren. Die Überfahrt dauerte knapp zwei Tage, wir hatten eine nette Kabine, drei mal am Tag Essen und das alles KOSTENLOS! Die Crew war sehr freundlich und hat sich sehr nett um uns gekümmert. Die meiste Zeit haben wir chillig mit Lesen, Route planen, essen und schlafen verbracht... ach ja, und am Mittwoch abend haben wir den Fernsehraum der Crew entdeckt: Ein gemütliches Zimmer mit Ledercouch, DVD-& Videoplayer sowie Breitbildfernseher! Wir haben dann mit einem norwegischen Matrosen "10 ting jeg hater ved deg" (zu deutsch: 10 Dinge die ich an dir hasse) geguckt... sehr witzig! Die Nacht zu Donnerstag verlief nicht ganz so ruhig wie die vorige, da das Schiff irgendwo in Südnorwegen einen Hafen anlief und irgendwas ab-/zulud, was tierisch viel Lärm verursachte. Egal, dafür waren wir dann am nächsten Morgen schon sehr nah an der Küste und bekamen einen ersten Eindruck von Norwegens Schönheit. Um 2 Uhr konnten wir vom Schiff fahren und und durften aus dem Hafen ohne dass irgendjemand nach einem Pass oder sonstwas gefragt hätte. Überraschenderweise regnete es gar nicht in Bergen (in Bergen kommen laut Sprichwort schon die Babys mit einem Regenschirm auf die Welt), es war lediglich leicht bewölkt und schon bald hinter Bergen kam die Sonne raus. Wir nahmen die Küstenroute nach Trondheim (eine hübsche Strecke, auf der man allerdings selten die erlaubten 80 km/h fahren konnte, da sie sehr kurvig war und ich zeitweilig Angst hatte hinter der nächsten Kurve von einem entgegenkommenden LKW geplättet zu werden) und nach einigen Fähren (sehr krasses System, die Hauptverkehrsstraße endet einfach direkt am Fähranleger), Ziegen (auf der Straße und dem Parkplatz, auf dem wir Rast machen wollten - eine wollte sogar Schrottis Seitenstrahler abknabbern!) und atemberaubenden Ausblicken auf die Festlandgletscher Norwegens kamen wir erschöpft in Nordfjordeid an, wo wir uns eine Bleibe für die Nacht suchen mussten. Da wir keinen Plan von den Unterkunftsmöglichkeiten der Stadt hatten, versuchten wir es einfach mal damit im nächsten Rimi (eine Art norwegischer Aldi) nach einem Motell o.ä. zu fragen. Tatsächlich konnte uns die nette Verkäuferin helfen und schickte uns zu einem preiswerten, sauberen Motell, dessen Rezeption seltsamerweise in einem Brautmodengeschäft untergebracht war. Nach dem Einchecken gingen wir noch schnell im Rimi einkaufen (Mr. Lee Noodles, sowas wie 'ne 5-Minuten-Terrine sowie Brötchen für das Frühstück) und machten dann einen Abendspaziergang in Nordfjordeid.

           

30.07.2004 (Fr): Einigermaßen zeitig um 9.15 Uhr machten wir uns auf den Weg und kamen in den Genuss von Norwegens schöner (und sehr abwechslungsreicher) Natur während wir uns stetig unserem Ziel Trondheim näherten. Gegen 7 erreichten wir den Großraum Trondheim, hatten aber leider weder einen Stadtplan noch eine Ahnung wo unser Studentenwohnheim Moholt wohl sein könnte. Es kam wie es kommen musste: Wir fuhren einfach mal auf gut Glück in Richtung Innenstadt und kamen irgendwann am Hafen an ohne ein Moholt-Schild gesehen zu haben. Wir drehten wieder um und fragten nach dem Weg, so dass wir kurze Zeit später vor der (geschlossenen) Rezeption standen. Bestens vorbereitet (denn dass wir zu spät für die Rezeption ankommen würden, hatten wir uns vorher schon gedacht und entsprechend vorgesorgt) gingen wir zur nächsten Telefonzelle, um einem resident assistant unsere Ankunft zu melden, und tatsächlich war er 5 min später auch schon da und zeigte uns unsere Zimmer. Hier in Moholt teilen sich immer 4 Personen wie in einer WG die Küche und das Bad und jeder hat ein abschließbares Zimmer, das voll möbliert ist. Zur Zeit wohnen hier neben mir noch Maryam und Christine (eine Deutsche). Nachdem alles aus dem Auto ausgepackt war, gönnten wir uns eine (sehr teuere) Tiefkühlpizza, danach packte ich ein wenig meinen Koffer aus und wenig später schnappte ich mir müde meinen Schlafsack (Kopfkissen und Bettdecke gehören hier leider nicht zum Inventar) und ging zu Bett.

31.07.2004 (Sa): Unser erstes Ziel heute: Essen kaufen. Hierzu gingen wir zum nächsten Rema 1000 (auch eine Art Norwegen-Aldi) und deckten uns mit den wichtigsten Lebensmitteln ein. Der erwartete Preisschock fiel kleiner aus als erwartet, so dass sogar noch Geld übrigblieb um die Kaution für das Zimmer bei der Post einzuzahlen und ein Kopfkissen zu kaufen. Nach dem Verstauen der Einkäufe ging es zu Fuß zum Fernsehturm, den man allerdings nicht besichtigen konnte, so dass wir leider nicht in den erhofften Rundumblick über Trondheim kamen. Danach machten wir uns am Uni-Gelände vorbei in Richtung Innenstadt auf, wo wir endlich einen Stadtplan kaufen konnten. Mit unserem neuen Hilfsmittel ausgestattet besichtigten wir den Marktplatz, den Hafen, den Dom (von außen) und zu unserer großen Freude stellten wir fest, dass hier grade die Olavsfestdagene im Gang sind! Das bedeutet: Konzerte, Events und vieles mehr zu Ehren des Heiligen Olav. Nach der Stadttour war ich viel zu müde um den langen Weg nach Moholt (das Stadtzentrum liegt im Tal, Moholt an einer Bergflanke) zu laufen, daher mussten wir den (völlig überteuerten) Bus nehmen. Ich muss dringend an meiner Wanderkondition arbeiten!

01.08.2004 (So): Vormittags sind wir zum ersten Mal zum Trondheimsfjord gefahren, Anne war sogar so mutig und ist schwimmen gewesen (ich war immerhin mit den Füßen drin)! Das Wetter ist schon die ganze Zeit super, es ist tierisch warm (warum habe ich nur *einen* Rock mitgenommen???) und trotzdem ist es hier am Fjord total ruhig und überhaupt nicht überlaufen (ich will mir lieber gar nicht vorstellen wie es jetzt am Kaarster Baggersee aussieht). Nach einem studententypischen Mittagessen (Nudeln mit Tomatensoße) ging es runter in die Innenstadt zu den Olavsfesttagen - wir haben uns die alte Stadtbrücke (von der aus man einen tollen Blick auf die Bakklandet, einem der ältesten Viertel Trondheims, hat) und den Mittelaltermarkt angeschaut. Der Markt war nicht sehr groß, aber dafür gab es jede Menge Stände mit allen möglichen Waren (und natürlich Essen *g*). Ich habe mir dort todesmutig eine "Klostersuppe" gekauft und mich dabei zum ersten Mal mit einem richtigen "Ureinwohner" Trondheims unterhalten ; ) Danach haben wir uns ein Ritterturnier angeschaut, das total super war (es wurden Salate vom Pferd aus mit dem Schwert geköpft, Ringe aufgespießt und am Ende sogar richtig getjostet)! Ein perfekter Tag (naja, bis auf die Tatsache, dass wir natürlich wieder nach Moholt hochlaufen mussten... ich muss mir unbedingt ein Mountainbike besorgen)!

           

               

 

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