Fiction and Fantasy 2005


Fiction and Fantasy ist ein kleiner Verlag, der von Harry T. Master (Holyfort Trilogie) ins Leben gerufen wurde und der jungen Autoren den Weg in die große Geschäftswelt des Buchmarktes leichter machen soll. Harry unterstützt junge Autoren und hilft ihnen, ihre Werke zu veröffentlichen und bei der Frankfurter/Leipziger Buchmesse bekannt zu machen.
Jedes Jahr findet ein kleiner Schreibwettbewer statt, der von dem Verlag gestiftet wird, also von Harry. 2005 habe ich selbst mitgemacht. Ich habe eine Rezension über Skinners Walden Two geschrieben. Tja, anscheinend ist die wohl ganz gut angekommen, denn ich wurde nach München zur Preisverleihung eingeladen. Hab den ersten Platz in der Kategorie Rezensionen gemacht *grins*
Hier mal meine Rezension für interessierte:

Titel des Romans: Walden Two, die Vision einer besseren Gesellschaft
Autor: Burrhus Frederic Skinner
Verlag: Fifa-Verlag München
Geschrieben: 1945
Erschienen: 1948
Dt. Übersetzung: Harry Theodor Master (2002)

Walden Two erzählt die Geschichte einer Gemeinde von rund 1000 Personen, welche ihr Leben nach den Erkenntnissen in der neuen Verhaltensforschung leben. Von Methoden, die negative Gefühle wie Wut und Eifersucht unterdrücken, von neuen Erziehungstechniken bis hin zu besseren Arbeitsmethoden erklärt Skinner ein besseres Zusammenleben für ALLE Menschen.

Der Roman wird aus der Sicht des Psychologie-Professors Burris erzählt. Dieser erfährt durch einen Studenten von der Gemeinde Walden Two, die ein flüchtiger Bekannter von ihm, T.E. Frazier, ins Leben gerufen haben soll. Er wird neugierig und beschließt Walden Two zusammen mit ein paar Freunden und seinem Kollegen, dem Philosophie-Professor Augustin Castle, zu besuchen. Frazier führt sie durch die Gemeinde und erklärt ihnen ihre einfache und friedliche Art des Lebens.
Anhand von einfachen Beispielen erläutert Frazier das System und gewinnt immer mehr den Respekt und Neugier seiner Besucher. Wird er es schaffen, sie von seinem System zu überzeugen? Kann er sie für seine Gemeinde gewinnen? Lest selbst.

Doch Castle ist im ganzen Buch über sehr skeptisch. Immer wieder verwickelt er Frazier in heikle Diskussionen über Moral und Ethik. Castle will und kann dem Frieden in Walden Two nicht trauen. Er glaubt, dass Frazier nur ein ziemlich intelligenter Mann ist, der Gott spielen will. Castle sieht nur, dass Frazier das Verhalten auf bestimmte Situationen manipuliert. Für ihn sind die Menschen in Walden Two nichts weiter als Marionetten ihres Gründers. Er kann einfach nicht verstehen, warum die Menschen so glücklich und zufrieden sein können, er glaubt, dass es da irgendwo einen Haken geben muss, denn den gibt es immer. Mir erscheint Castle sehr kritisch und voreingenommen. Er geht mit Skepsis an die Dinge heran und kaut sie solange durch, bis er mit dem Ergebnis zufrieden ist. Doch das Konzept von Walden Two sagt ihm gar nicht zu. Er kann nicht die Grundsätze, die Walden Two bestimmen, mit seinen Erfahrungen und Lehren der Philosophie vereinbaren, er kann einfach nicht über den Lehrerstatus hinaus denken, so wie Burris es tut.

Mir scheint, Burris ist offener für Walden Two als Castle. Er hört sich Frazier´s Erklärungen an und entscheidet dann für sich als Mensch und nicht für sich als Lehrer, was er von der ganzen Sache halten soll. Er findet die Idee von Walden Two genial, doch auch er ist skeptisch und sucht nach einem Haken. Egal wen er von den Mitgliedern befragt hat, alle schienen wunschlos glücklich zu sein. Burris gerät im Verlauf des Buches zusehends in Selbstkonflikte. Er ist sich selbst nicht mehr sicher, was er von Frazier und Walden Two halten soll. Einerseits sieht er, wie glücklich und zufrieden die Menschen hier leben, doch andererseits machen Castle´s Bemerkungen ihn doch skeptisch. Er fragt sich, ob Walden Two wirklich das ist, was Frazier ihnen zeigt oder ist doch nur alles Manipulation?

Der Roman soll, wie der Titel schon sagt, die Vision einer besseren Gesellschaftsform dem Leser nahe bringen. Die verschiedenen Methoden, das Leben zu vereinfachen, werden in den vielen Konversationen, die Frazier mit seinen Besuchern führt, erläutert. Der Leser wird immer mehr in die faszinierende und einfache Welt von Walden Two gerissen. Die verschiedenen Methoden, die Walden Two ausmachen, werden genau erläutert und eventuelle Fragen werden direkt von den Charakteren selber gestellt.

Skinner hat in seinem Roman sehr genau seine Sicht einer besseren Gesellschaft erläutert. Ich persönlich sehe keine Lücken in seinem System. Er hat alles durchstrukturiert und durchgearbeitet, er hat sich überlegt, wie ein Mensch in einer besseren Gesellschaft arbeiten sollte, ohne dass er die Freude an der Arbeit verliert. Jeder der Gemeindemitglieder in Walden Two arbeitet am Tag vier Stunden. Er kann sich aussuchen wann er die Arbeit verrichten will und sobald er z.B. mit dem Fensterputzen fertig ist, wird ihm eine neue Arbeit zugeteilt. So muss keiner der Mitglieder sein Leben lang die gleiche Arbeit verrichten. Skinner hat ebenfalls die Kindererziehung genau durchstrukturiert. Seine ganze Erziehung wird auf sechs Jahre reduziert, in denen die Kinder lernen negative Emotionen zu unterdrücken, andere zu respektieren und wie sie friedlich mit den anderen Mitgliedern zusammenleben. In den sechs Jahren bleiben sie auf einer Kinderstation. Ihre Eltern können sie jederzeit besuchen und auch andere Mitglieder, die keine Kinder haben, können jederzeit mit einem der Kinder einen Ausflug machen. So bekommt das Kind eine Bindung zu allen Mitgliedern und Walden Two wächst zu einer großen Familie zusammen.
Familie, das trifft es am besten: Walden Two ist wie eine große Familie. Jeder respektiert den anderen und jeder hat Freude am Zusammensein. In der Gemeinde wird nicht hinter dem Rücken anderer Mitglieder geplaudert, was das Vertrauen untereinander fördert.

Ich persönlich kann das Buch jedem empfehlen, der sich schon immer einmal mit Verhaltenstheorien beschäftigen wollte. Jeder, der ein Interesse hat, sollte es sich einmal durchgelesen haben, im Notfall auch zweimal, damit man die genauen Verhaltensmuster besser verstehen kann. Allerdings sollte ein Lexikon nicht fehlen, da in dem Buch doch einige Fremdwörter vorkommen, die nicht erklärt werden. Es werden zwar Autoren oder Personen am Seitenrand kurz beschrieben, aber Fremdwörter wie „Despotismus“ werden nicht erklärt, was ich persönlich schade finde. Eine Erklärung wäre hier sehr hilfreich gewesen. Am Anfang fand ich das Thema Verhaltenssteuerung nicht gerade spannend. Ich habe überlegt, was es mich eigentlich angeht. Doch dann haben wir im Unterricht angefangen über verschiedene Verhaltenstheorien zu sprechen und ich fand doch noch Interesse an dem Buch. Ich kann nur noch einmal betonen, dass das Buch auf jeden Fall lesenswert ist.

Hier mal ein paar Bilder von der Preisverleihung.
Hier bin ich gerade dabei die Rezension vorzulesen:
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Hier fragt mich Harry gerade, warum ich dieses Buch gewählt habe und so ein paar andere Kleinigkeiten:
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