Geheimnisse der Alten Meister

Original von Issendai auf Old Masters
Übersetzt von Ulf Böhnke

"Wiederhole nicht," haben euch eure Grundschullehrer gesagt. Jahrelang habt ihr geübt, sich wiederholende Wörter aus euren Aufsätzen zu entfernen und neue Wege zu finden, alte Dinge zu sagen. Dann habt ihr angefangen, Fanfics zu schreiben. Ein neues Problem tauchte auf: Wie solltet ihr euch auf eure Charaktere beziehen, ohne ihre Namen ad nauseam zu wiederholen. Ihr habt eure Mit-Ficcer studiert und die Lösung präsentierte sich von selbst: Beinamen! „Die Braunhaarige.“ „Die Zöpfe tragende.“ „Die Blauäugige.“ „Der fröhliche Junge.“ „Der zweite Pilot." "Shinigamis Pilot."

Auf der Stelle begannen eure Fics sich zu lesen, als ob sie über gegnerische Teams von multiplen Persönlichkeiten geschrieben wären. Jeder Satz wurde ein neuer Ausflug in einen anderen Teil der Psyche des Charakters, jede Erwähnung wurde zu einer weiteren Gelegenheit die körperliche Beschreibung des Charakters wiederzukauen. Leser mussten Checklisten mit persönlichen Eigenschaften führen, um herauszufinden, wer gesprochen hat. Euer Oeuvre gab den süßen Geruch des erfahrenen Fanfic Werkes von sich, und ihr habt es gerochen, und nanntet es gut.

Eines Tages, meine Kinder, sollt ihr wirklich gute Werke lesen. Wenn ihr besonders scharfsinnig seid, sollt ihr bemerken, dass J.R.R. Tolkien sich nie auf Frodo als den “Hobbit mit der unschuldigen Miene” bezog und dass Jane Austen ausnehmend gut darin war, ihre Charaktere nicht “die Weinerliche,“ “die schlichte Maid,“ “die Frau mit dem verkniffenen Gesicht“ oder “der finstere, boshafte Mann voller Geheimnisse“ zu nennen. Ihr könntet sogar erkennen, dass diese Würdigen fast die ganze Zeit über mit Fürwörtern oder Namen auf ihre Charaktere verwiesen. Wenn ihr den wahren Funken in euch habt – wenn ihr danach strebt unter den Grossen zu sein, allen bekannt und von Schulkindern überall geschmäht, auf deren Leselisten für den Sommer ihr erscheinst – werdet sogar ihr versuchen, die Beinamen aus euren Werken zu entfernen und sie durch den Namen des Charakters zu ersetzen.

Und dann werdet ihr erkennen, dass das Genie wahrhaftig darin liegt, die einfachen Dinge auf eine andere Weise zu sehen, denn das Ersetzen von Beinamen durch Namen wird wahrlich einfach erscheinen. Namen und Pronomen werden einem unsichtbar erscheinen, so sehr ein Teil der Mechanik des Schreibens wie “zu“ oder “der.“ Euer Schreiben wird singen, meine Kinder, euer Schreiben wird sich erheben! Ihr werdet in der Lage sein, die Energie, die ihr einst dafür verwendet habt, Beinamen zu erfinden, für solch neue Luxusgüter umzulenken, wie dem Erdenken von neuen Handlungskniffen und dem Schreiben über Charaktere, die älter sind als 22!

Und dann, meine Genies, sollt ihr bereit sein für die wahre Prüfung von Größe:

Lernen wie man die Rechtschreibprüfung benutzt.


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