Madagascar 2006

 

Tamatave 25 .10. : Drei Tage bin ich schon auf der Insel, gleich nach der Ankunft morgens in Tana zur Taxi-Brousse-Station und mit dem Minibus die 350 km runter an die Ostkueste nach Tamatave. Noch nie habe ich die Strasse in so gutem Zustand erlebt, ausserdem duerfen nur noch 3 Passagiere pro Sitzreihe mitgenommen warden, so dass ich ungewohnt relaxed abends in Tamatave bin.

In 1,5 Tagen ist hier das wichtigste erledigt, Familienbesuche usw., ausserdem die Planung fuer die Weiterreise. Ein Schiff Richtung Norden liegt gerade keines im Hafen, der Flug am Donnerstag nach Maroantsetra ist auch ausgebucht. Dann bleibt nur noch das Buschtaxi fuer die knapp 400 km, die ich 1995 mit dem Rad in 5 Tagen bewaeltigt habe. Ein Ticket besitze ich schon und angeblich faehrt der Pick-Up heute um 17 Uhr los. Der Chauffeur rechnet damit, dass wir 2 Tage und 2 Naechte brauchen bis wir Maroantsetra erreichen, dabei sind 12 Flussmuendungen auf Faehren zu ueberqueren.

In Maroantsetra ist dann auch die Piste zu Ende und es geht nur noch zu Fuss weiter Richtung Norden. Nach etwa 5 Tagen Fussmarsch erreicht man dann wieder von Taxi-Brousse befahrene Pisten.

 

Maroantsetra 28.10.: Zwei Tage im Taxi waren nicht so schlimm wie befuerchtet, ich habe einen halben Sitzplatz in der Fahrerkabine. Am Mittwoch Abend sind wir noch bis Mitternacht auf asphaltierter Strasse bis Soanierana-Ivongo gekommen. Eine kurze Nacht in einfachen Bungalows, um 6 Uhr morgens ssetzen wir mit der Faehre ueber den Fluss,  eine langwierige Prozedur, die sich die naechsten 2 Tage noch 12 mal wiederholen soll. Bis Mananara sind alle Faehren motorisiert, spaeter muessen sie mit Bambusstangen per Seil bewegt werden. Auch alle Bruecken bis Mananara sind im letzten Jahr erneuert worden, aber die Piste ist grottenschlecht. Wir schaffen die 130 km nach Mananara in 14 Stunden, und haben wieder die Moeglichkeit in einem Hotel eine ausgeruhte Nacht zu verbringen. Zum Glueck ist es trocken, bei Regen braucht man nach Aussage des Chauffeurs gut doppelt so lange, wobei ich mir nicht vorstellen kann, wie man da ueberhaupt durchkommen soll. Wir fahren entlang der madagassischen Riviera, Traumbuchten, Fischerdoerfer, Kokospalmen, bewaldete Berge bis ans Meer. Wegen der schlechten Infrastruktur, gibts hier aber praktisch keinen Tourismus.

Der zweite Tag ist genauso schoen, die Piste ist besser, weil weniger befahren, dafuer benoetigen wir fuer das ueberqueren der Fluesse viel mehr Zeit. Die Holzbruecken sind alle morsch, so dass vorher alle Passagiere aussteigen muessen. Manche sind schon eingestuerzt und muessen ueber den Strand umfahren werden, was nur bei entsprechendem Wasserstand geht. Ziemlich geraedert kommen wir nach 13 Stunden Fahrt in Maroantsetra an, das Taxi-Brousse bringt mich noch in ein einfaches Bungalow-Hotel im Stadtzentrum.

Wie vor 11 Jahren fuehle ich mich gleich wohl in dieser Kleinstadt am Ende der Piste und fast am Ende der Welt. Breite Sandstrassen, grosse Gaerten mit tropischem Gruen, kleine Holzhaeuser, das Leben scheint noch langsamer zu gehen als im Rest von M’car. Ich Treffe mich mit Emile, dem Fuehrer der mich 1995 durch die Nationalparks gefuert hat. Nach 11 Jahren und hunderten von Touristen kennt er noch meinen Namen ...., wir haben damals auch eine tolle Zeit zusammen verbracht. Leider hat er keine Zeit mich nach Antalaha zu begleiten. Ich erfahre dass es inzwischen Pflicht ist, einen Fuehrer mit zu nehmen, weil auf dem Weg kurz der Masoala-Nationalpark durchquert wird. Weil aber gerade keiner verfuegbar ist, bekomme ich nach langen Diskussionen einen Passierschein und darf alleine gehen.

 

Sambava 03.11.: Schneller als erwartet habe ich die Masoala-Halbinsel ueberquert, der Trek ist bei weitem nicht so anstrengend und so abgeschieden wie der Schmugglerpfad vom Lac Aloatra an die Ostkueste, den ich 1991 gegangen bin. Nicht nur wg. der Vazaha (Europaeer), die hier fast woechentlich unterwegs sind, sondern vor allem wg. der Einheimischen hat sich entlang des Weges eine richtige Infrastruktur entwickelt, mit Hotelys in jedem Dorf die einfachste Zimmer und Mahlzeiten anbieten. Dazu auf Schritt und Tritt `Fastfood`, zB gekochter Reis mit Bananen zerstampft, in Blaetter gewickelt und in Wasser gekocht, besser als jeder Energie-Riegel. Es war voellig unnoetig Isomatte und Vorraete mitzunehmen.

Dank der unerwartet guten Bedingungen schaffe ich die 90 km in 3 Tagen, zwar ist nur noch ein sehr kurzer Abschnitt des Weges im Primaer-Regenwald, trotzdem ist die Landschaft atemberaubend. Wilde Fluesse zwischen Granitfelsen, urspruengliche Doerfer umgeben von leuchtend gruene Reisfelder, Obstbaeume, ... .

Das Taxi-Brousse das mich die letzten km an die Kueste runter bringt setzt mich vor dem luxerioesesten Strandhotel in Antalaha ab, egal, die 30 € fuer Uebernachtung, Abendessen und Fruehstueck leiste ich mir. Im Regenwald habe ich keine 3 Euro am Tag gebraucht. Ausserdem nimmt mich der Patron am naechsten Tag noch kostenlos bis Sambava mit, auf der Pritsche seines Pick-Up 81 km in einer knappen Stunde. So schnell war ich auf M’car noch nie unterwegs, die Strasse wurder erst vor 2 Jahren asphaltiert.

Leider konnte ich die letzten 2 Tage nicht so richtig geniessen, weil ich unzaehlige Blasen an beiden Fuessen habe, die in dem feuchten Klima nicht so schnell heilen. So war mein Aktionsradius begrenzt und ich habe von Antalaha nicht viel gesehen. Heute in Sambava gehts schon besser, ausserdem habe ich mir ein Rad geliehen. Ich werde mir heute ein bisschen die Umgebung anschauen, neben Sandstrand und Kokospalmen gibts hier riesige Vanille-Anpflanzungen, mehr als die Haelfte der Weltproduktion stammt aus dieser Gegend. In der ganzen Stadt haengt der suessliche Duft der Vanille.

Dank der Vanille sind Antalaha und Sambava wohlhabende und gepflegte Staedte, wie man sie sonst selten in M’car findet, jedoch sind sie vom madagassischen Strassennetz abgeschnitten. Nur die Kuestenstrasse von zwischen beiden Staedten und Vohemar, dem Hafen ueber den die landwirtschaftlichen Produkte der Region verschifft werden, ist asphaltiert. So entstand ein Refugium fuer eine Aussterbende Art: der Renault 4 bestimmt hier das Strassenbild. Auch in anderen Regionen M’cars ist er noch haeufig anzutreffen, aber wg der kurzen Entfernungen und der guten Strassen sind in dieser abgelegenen Gegend rund 2/3 der Fahrzeuge `Quatrels`.

 

Auch ich werde morgen mit einem R4 weiter Richtung Vohemar aufbrechen. Weil die Taxi-Brousse, die direkt nach Diego fahren Nachts unterwegs sind, habe ich mich fuer diese Variante entschieden, in der Hoffnung, in Vohemar am naechsten morgen eine mfg zu erwischen, auf der man auch etwas sieht. Es erwarten mich ca 150 km Piste bis Amlbilobe, die bei trockenen Bedingungen zwar sehr staubig aber in 6-8 h zu schaffen sind. Sollte es jedoch regnen bleibt vom Ochsenkarren bis zum Buschtaxi alles im Schamm stecken. Im Moment scheint die Piste aber in gutem Zustand zu sein.

 

Ein paar Bilder gibts auch schon:

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