Aegypten 2004

 

Assuan 18.10. Wer haette gedacht, dass ich meinem Geburtstag mitten in Afrika verbringe? Letzte Woche sah’s noch nicht so aus, die Last-Minute-Angebote waren aeusserst duerftig. Aber 2 Tage vor Abflug gabs dann doch noch einen Flug von Zuerich nach Hurghada fuer 170 Euro. Nur Sharm el Sheik waere nach den Anschlaegen auf israelische Touristen noch billiger gewesen, 89 Euro. Ich habe zwar schon lange auch eine Radtour ueber den Sinai im Hinterkopf, aber mich schreckte dann doch der Gedanke ab, mich alle paar Kilometer an Militaer- und Polizeikontrollen vorbeidiskutieren zu muessen.

Die letzten Vorbereitungen waren natuerlich stressig, so knapp hab ich noch nie gebucht. Samstag mittag nach Zuerich gefahren, und kurz vor dem Ziel 1,5 h im Stau . Am Flughafen kannte ich mich nicht aus, in den umliegenden Doerfern war das Parken reglementiert. Jetzt steht mein Auto am Schuetzenheim in Kloten, weit und breit kein Schild, hoffentlich stehts naechsten Sonntag auch noch da. Hier beginnt auch meine Radtour, im Eiltempo rase ich zum Flughafen. Dort der naechste Aerger, die Swissair verlangt fuer den Fahrradtransport 100 SFr (soviel hab ich noch nie bezahlt), ausserdem muesste ich einen Fahrrad-Sack erwerben, und das ganze 3 Etagen hoeher und am anderen Ende des Flughafens. Nach einigen Kilometern Dauerlauf sitz ich im Flieger ans Rote Meer, und kann in Ruhe meinen Tour vorbereiten.

Nachts um 1 Uhr 30 stehe ich dann bei 27 Grad endlich wieder auf afrikanischem Boden. Ein Visum fuer 18 Euro, sonst geht die Abfertigung ziemlich schnell Die Zeit bis zum Sonnenaufgang verbringe ich mit Rad zusammenbauen und umpacken, der Fahrradsack nimmt eine halbe Packtasche ein, ich brauche ihn aber noch fuer den Rueckflug. Um halb fuenf kann ich dann endlich nach Hurghada radeln, rechts und links Wueste, und zwar richtig, nicht wie in Tunesien oder Marokko, wo doch immer noch irgend etwas wuchs, hier gibts ueberhaupt nichts, nur Meer, ein schmaler Kuestenstreifen und dann Berge. Auch die bewaesserten Gaerten sehen ziemlich traurig aus. Vor 30 Jahren war hier nur ein armseliges Fischerdorf. Heute wird Wasser vom Niltal ruebergepumpt, die Strandabschnitte sind von Hotelanlagen vereinnahmt, hinter Mauern heile Welt. Der Rest der Stadt sind Siedlungen und Infrastruktur der 60.000 Aegypter, die fuer die Touristen malochen. Nach einer kurzen Stadtrundfahrt weiss ich, dass dies kein Ort ist an dem ich laenger bleiben moechte. Ich entschliesse mich die geplante Tour umzukehren und kaufe fuer 45 Pound (ca.6 Euro) ein Busticket nach Assuan. Am Busbahnhof der uebliche Kampf der Schlepper um die Passagiere, irgendwie schaff ich’s einen Platz im 10-Uhr-Bus zu ergattern, ohne mehr als den regulaeren Preis zu zahlen, waehrend andere Europaeer draussen bleiben. Die beiden Ungarn die mit mir die ersten 50 km auf dem Boden sitzen haben in dem Durcheinander auch nicht kapiert, wieso wir jetzt das Glueck hatten. Zunaechst 50 km am Roten Meer nach Norden, puenktlich zur eher langweiligen Wuestendurchquerung bekommen auch wir einen Sitzplatz, endlich ein bisschen Schlaf nachholen. Beim Einbiegen ins Niltal wird die Fahrt wieder interessanter, krasser kann der Gegensatz zwischen Wueste und Oase, zwischen Einsamkeit und Ballungsraum nicht sein. In Luxor steigen die Handvoll Rucksacktouristen und die meisten Aegypter aus, nur etwa 15 Leute bleiben bis Assuan im Bus. Bei Sonnenuntegang haelt der Bus vor einer kleinen Moschee, wie schon vor 3 Jahren in Tunesien bin ich im Ramadan unterwegs. Einen Monat lang jeden Abend um 17 Uhr 30 wird das Fasten gebrochen und bis tief in die Nacht gefeiert. Schnell sind vor der Moschee Teppiche ausgerollt und es wird aufgetischt. Woher die Speisen kommen weiss ich nicht, woher man wusste, dass gerade 2 Busse hier halten werden weiss ich auch nicht. Wie selbstverstaendlich bin ich zum Essen eingeladen. Es gibt Fladenbrot, verschiedene Saucen, Huehnchen mit Reis, Datteln, Tee. Nach dem Gebet geht die Fahrt weiter und nach 10 Stunden und rund 500 km erreichen wir Assuan. Ich drehe noch eine Runde auf der Uferpromenade am Nil, die Stadt gefaellt mir auf Anhieb. Ein Hotel ist in den Gassen hinter der Promenade schnell gefunden. Im 'Yassein' gibts das Zimmer fuer 20 Pound (2,60 Euro!!) incl. einf. Fruehstueck, die Leute sind nett, die Einrichtung hat schon mal bessere Tage gesehen, Sauberkeit akzeptabel, und vor allem die Klimaanlage funktioniert (es hat noch ueber 30 Grad). Trotz Muedigkeit ziehe ich noch' n bisschen durch die Souks, Wasser und etwas Essbares einkaufen. Nach durchgefeierter Nacht ist's im Ramadan erfahrungsgemaess schwierig tagsueber etwas zu finden. Mit reichlich Schlafdefizit verziehe ich mich bald in mein Zimmer.

 

Morgens entschliesse ich mich, nicht sofort weiterzufahren, sondern noch einen Tag in Assuan zu verbringen, die Stadt gefaellt mir zu gut, um sie gleich wieder zu verlassen. Hier hat einfach alles Stil, selbst der Tourismus, keine kuenstliche Welt wie in Hurghada. Nach einem Stadtrundgang fahre ich mit dem Rad Richtung Nasser-Stausee, immer wieder traumhaften Aussichten auf den Nil, der gemaechlich zwischen Granitfelsen und gruenen Inseln dahingleitet. Die allgegenwaertige Militaerpraesenz wird Richtung Staudamm immer unangenehmer, nur mit viel Diskutieren darf ich den Damm mit dem Rad ueberqueren. Es hat weit ueber 30 Grad im Schatten, nur den gibt es Richtung Staudamm selten. Mal kuehle ich mich mit einer kalten Cola ab, mal winkt mich eine Gruppe alter Maenner zu sich in den Schatten. Welcome ist das Wort das ich heute am haeufigsten hoere. Auf der Rueckfahrt nehme ich das westliche Nilufer, in einem Nubierdorf setze ich noch mit einem Boot nach Elephantine-Island ueber, dann mit der Faehre zurueck nach Assuan.

 

 

Abends auf einer Terasse mit Blick auf den Nil Falaffel und allerlei Undefinierbares. Incl. mehrerer Getraenke bezahle ich nicht mehr wie 20 Pound (2,60 Euro). Den Rest des abends verbringe ich im Internetcafe. Auch hier findet man schnell Anschluss, waehrend der langen Wartezeiten, bedingt durch den langsamen Seitenaufbau.

Morgen fahre ich endgueltig Richtung Norden, in 2 Tagen moechte ich in Luxor sein, von dort werde ich mich wieder melden.

 

 

Luxor 21.10. Einen Tag spaeter als geplant melde ich mich aus Luxor, dank des Militaers hab ich inzwischen das Aegypten gefunden, das ich gesucht habe. Bin am Dienstag zunaechst noch unbehelligt am Ostufer des Nils Richtung Norden geradelt, bis zum ersten Kontrollposten. Ich hielts zunaechst fuer einen Scherz, als mir gesagt wurde, dass ich `zu meiner eigenen Sicherheit´ eine Militaereskorte bekomme. Gelesen hatte ich so etwas schon, und Touristenbusse fahren zum Teil in Konvois. Aber fuer mich hiess das auf den kommenden 80 km faehrt 2 m hinter mir ein Jeep mit 5 Soldaten und einer Kalaschnikow auf dem Armaturenbrett. Da kann einem der Spass am Fahrradfahren vergehen. Die Soldaten sind zwar nett und hilfsbereit, aber trotzdem nerven sie. Ich wuerde gerne anhalten, wo’s mir gefaellt, etwas trinken wenn ich Durst habe, Fotos machen wenn das Licht passt, … genau die Freiheiten, die ich beim Radfahren habe. Wenigstens komme ich mit einem guten Schnitt bis Edfu und werde bis zum Hotel El Madina begleitet. Edfu ist eine Kleinstadt mit ca. 50.000 Einwohnern, Ziel fuer Tagesausfluegler wg. des Tempels, richtige Hotels gibt es nicht, beide Herbergen am Ort werden als freundlich, aber nicht sehr sauber beschrieben. Mit dem Sonnenuntergang komme ich am Hotel an, das heisst, das Essen wartet schon. Ein Ire der sich in 2 Monaten von Istanbul auf dem Landweg hierher durchgeschlagen hat sitzt auch schon auf dem Teppich, gleiche Zeremonie wie vorgestern, Familienanschluss garantiert. Im Gaestebuch wird das Fruehstueck sehr gelobt, weniger die Zimmer, ein Deutscher gab den Tip, ueber den Preis zu verhandeln. Bei 40 Pound werden wir uns einig, das Zimmer ist akzeptabel, hab schon schlimmeres erlebt, fuer solche Unterkuenfte hat man ja Schlafsack und Badeschlappen dabei. Draussen ist abends Highlife, der Ramadan wird noch intensiver gefeiert als in Tunesien, das Leben findet wirklich nur nachts statt, sogar die Banken haben nachts geoeffnet. Noch in keinem Land war ich der westlichen Welt so fern wie hier, praktisch keine westliche Kleidung, nur bodenlange Hemden und Turban. Vor jedem Haus sitzen oder liegen Maenner die Tee trinken und Wasserpfeife rauchen, die Zeit scheint hier stehen geblieben. Und ueberall ein freundliches “Welcome to Egypt”, nach einigen Einladungen zum Tee versuche ich zu schlafen, nicht einfach denn draussen wird bis Sonnenaufgang gefeiert.

 

 

Morgens kurz den Tempel besucht, einem der besterhaltenen in Aegypten, die Dimensionen sind imposant. Ich mische mich unter die Touristen und suche mir eine deutschsprachige Fuehrung, 2 Kreuzfahrtschiffen und unzaehligen Bussen sind auch schon so frueh in Edfu eingetroffen. Dann zum hochgelobten Fruehstueck, das wirklich fuer das Zimmer entschaedigt: Brot, Kaese, Obst, Honig, Guavensaft, Ruehrei, … Anschliessend versuche ich irgendwie ohne Militaerbegleitung auf dem Westufer weiterzufahren. Einige 100 Meter vor dem Checkpoint am Ortsausgang zweige ich rechts von der Hauptstrasse ab. Zufaellig lande ich auf einem grossen Viehmarkt, Rinder, Wasserbueffel, Ziegen, Schafe wechseln den Besitzer. Unglaublich Atmosphaere unter einer Dunstglocke aus aufgewirbeltem Staub.

 

 

Nun folge ich einfach den Feldwegen zwischen dem Nil und der Strasse mitten durch die Oasengaerten, und stelle fest, dass es sich hier viel schoener Radfahren laesst als auf der Strasse, kein Militaer, kein Verkehr, viel Schatten. Die Orientierung ist einfach, entlang der Kanaele, mal breiter, manchmal sinds auch nur Eselspfade, immer wieder vorbei an Weilern und Ortschaften, die Leute sind freundlich wie ich’s noch nirgendwo erlebt habe, Idylle unter Dattelpalmen und Mangobaeumen, Slalom zwischen Wasserbueffeln und Eseln.

 

 

 

 

Jeder will mir helfen, ich haette mich verfahren, es sei unmoeglich auf diesen Wegen bis nach Esna zu kommen, aber um 17 Uhr 30, puenktlich zum Essen bin ich in Esna. Die Zeremonie brauche ich nicht weiter zu beschreiben, trotzdem bin ich immer wieder ueberrascht wie sebstverstaendlich ich mich dazu setzen darf. Aehnlich gross wie Edfu, scheint hier die Zeit noch laenger stehen geblieben zu sein. Auch nur ein Tempel mit Tagesbesuchern, sonst traditionelles Leben. Die Strassen kaum asphaltiert, scheinbar mehr Esel als motorisierte Fahrzeuge, alte Maenner die auf dem Esel zum Teehaus reiten. Ich werde von Teehaus zu Teehaus weitergereicht, muss ueberall die Geschichte erzaehlen, dass ich von Assuan mit dem Rad hierher gefahren bin, keiner glaubt es wirklich. Das Hotel `Haramen´ auch wieder zum Uebernachten, nicht unbedingt zum Wohlfuehlen. Zimmer im 5. Stock unterm Flachdach, 35 Grad. Ich schlafe auf der Dachterasse, Geraeuschkulisse bis Sonnenaufgang.

 

 

Beim Kaffee auf der Dachterasse beobachte ich den Morgenappell der benachbarten Schule. Noch schnell den Tempel besichtigt, der mitten in der Stadt liegt, aber nicht so beeindruckend ist wie gesten in Edfu Dann wieder vorbei an der Strassensperre ins Oasenleben. Ich geniesse es, statt Kilometerfressen auf der Strasse, Aegypten hautnah. In diesem Tempo werde ich bis Freitag wohl nur bis Qena kommen, dort wo die Strasse vom Niltal zum Roten Meer abzweigt, dh. keine Wuestendurchquerung diesmal. Vor jedem Haus an dem ich vorbeikomme steht ein grosser Tonkrug mit Wasser, gekuehlt durch die Verdunstung eine willkommene Erfrischung fuer mich. Aufs Trinken verzichte ich aus hygienischen Gruenden, verlasse mich lieber auf das Wasser in meinen Trinkflaschen, das gekauft bzw. von mir entkeimt wurde. Es hat selten unter 40 Grad, aber mit dem Saft der Mini-Zitronen gemischt, die es ueberall zu kaufen gibt, trotzdem geniessbar.

 

           

 

Auch sonst macht sich der Ramadan auf meine Versorgungslage wenig bemerkbar. Brot ist morgens zwar schwer zu bekommen, dafuer aber Obst in Huelle und Fuelle: Bananen, Guaven, Orangen, Kaki, Aepfel, Birnen, Melonen, selten auch Mangos. Solche Stops sorgen immer fuer grosse Aufregung in den Doerfern, insbesondere unter den Kindern. Das Niltal wird langsam breiter, die Berge verschwinden im Dunst, dafuer grossflaechige Zuckerrohr- und Bananenpflanzungen. Ueber lange Strecken kann ich dem Schienenstrang folgen, der der Zuckerrohrernte dient. Am fruehen Nachmittag erreiche ich nach knapp 70 km Theben-West, kulturelles und politisches Zentrum im alten Aegypten. Fahre noch kurz ins Tal der Koenige und schaue mir einige Grabstaetten und den Tempel der Pharaonin Hatschepsut an, durch die Gebirgskulisse und die tiefstehende Abendsonne vor allem landschaftlich ein Erlebnis.

 

 

Dann mit dem National Ferryboat ueber den Nil nach Luxor, und ziemlich ausgetrocknet gleich die erste `Saftbar´ angesteuert. Die gibt’s hier an jeder Ecke, es gibt frischgepresste Koestlichkeiten aus Guaven, Mangos, Orangen, Zitronen, Tamarinden und Zuckerrohr. Auch wenn mich der hygienische Standard nicht ueberzeugt, probiere ich mich durch die ganze Palette durch. Im `Horus-Hotel´ endlich wieder ein Zimmer zum Wohlfuehlen, sauber und klimatisiert, Balkon mit Blick auf den Luxor-Tempel. Luxor ist Touristenmetropole, waere aber eigentlich ganz schoen, wenn nicht die Schlepper der Hotels, Restaurants und Basare so schwer abzuschuetteln waeren. Das verleidet mir den Aufenthalt hier ziemlich. Abends noch den Luxor-Tempel besucht und gut gegessen, morgen gehts auf die letzte Etappe bis Quena, am Samstag dann mit dem Bus zurueck nach Hurghada (so meine vorlaeufige Planung).

 

Hurghada 23.10. Nutze die Wartezeit auf meinen Rueckflug im Internetcafe, um die letzten Reiseeindruecke niederzuschreiben. Nach morgentlicher Besichtigung des Karnak-Tempels in Luxor, bin ich froh dem Massentourismus und den Schleppern den Ruecken kehren zu koennen. Allerdings ist das Verlassen der Stadt nicht so einfach, an jeder Ausfallstrasse stehen Militaerposten, vor sieben Jahren fand hier das verheerende Attentat auf Touristen statt, das dem aegypt. Fremdenverkehr sehr geschadet hat.

 

 

Ich wechsle per Faehre ans Westufer und finde eine kleine Strasse nach Norden, die nur von der `Tourist-Police´ bewacht wird. Ich habe schon die letzten Tage die Erfahrung gemacht, dass die `Tourist-Police´ (erkennbar an den weissen Uniformen) die harmloseste Variante bei den Kontrollposten darstellt. Kaum Englisch sprechend sind sie mit einem westlichen Auslaender auf einem vollbepackten Fahrrad meist ueberfordert, darueber steht sicher nichts in ihren Dienstvorschriften. Meist versuchen sie mich durch Winken anzuhalten, ich winke freundlich zurueck und fahre einfach weiter. Das klappt auch diesmal und ich kann wieder in die gewohnte Oasen-Idylle eintauchen. Das Finden befahrbarer Wege ist wieder problemlos, wenn man hin und wieder auf der Strasse landet nimmt man einfach wieder den naechsten Weg zurueck in die Oase. Ich denke dass man das gesamte Niltal so durchradeln kann, man muss aber eine deutlich geringere Kilometerleistung als auf der Strasse einkalkulieren. Die Erlebnisse heute sind die gleichen wie an den vergangenen Tagen: Badende Kinder, Waesche waschende Frauen, Wasserbueffel die gewaschen und abgebuerstet werden, ueberall ein herzliches `Welcome´.

 

 

 

Am Nachmittag stosse ich auf eine Gemeinde koptischer Christen, hier gibt’s auch ne Einladung zum Tee, sie feiern keinen Ramadan. Etwa 2 Mio von ihnen sollen relativ friedlich unter den Moslems leben, erkennbar an einem taetowierten Kreuz unter dem Handgelenk. Der Rest des Tages verlaeuft unspektakulaer, geniesse die letzten Eindruecke vom lebendigen Aegypten, mache viele Stops in den Doerfern und komme ziemlich spaet zur Bruecke die ueber den Nil nach Qena fuehrt. Qena ist eine Kleinstadt, untouristisch, weil keine altaegyptisch Sehenswuerdigkeiten, aber auffallend sauberes Stadtzentrum mit viel Strassengruen. Lt. Reisefuehrer ist das Uebernachten fuer Auslaender hier verboten, ich finde eine einfache Herberge, besorge noch schnell ein Busticket fuer morgen frueh und esse div. Kleinigkeiten am Strassenrand. Dann frueh ins Bett, denn ich muss um 6 Uhr am Busbahnhof sein.

 

 

Der von Assuan kommende Bus ist nicht mal halb besetzt, ich lerne einen Japaner kennen, der sich in den letzeten 2 Monaten mit dem Rucksack von Suedafrika bis nach Aegypten durchgeschlagen hat. Zuletzt kam er ueber Aethiopien und den Sudan, in Wadi Halfa hat er mit der Faehre den Nasser-Stausee ueberqert, da kommt Neid auf. Diese waere auch die Strecke meiner Wahl fuer eine Afrika-Durchquerung mit dem Rad. Er will noch ein paar Tage zum Schnorcheln ans Rote Meer, dann ab Kairo zurueck in die Heimat fliegen. Gegen 11 Uhr treffen wir in Hurghada ein, das mir jetzt ein bisschen besser gefaellt als bei meiner Ankunft, es ist mehr los als damals am fruehen Morgen. Ich fahre fast 15 km die Kueste entlang um einen einen freien Blick auf Rote Meer zu bekommen, ein fast hoffnungsloses Unterfangen. Ein Hotel neben dem anderen, kein freier Zugang zum Meer. Nach ueber einer Stunde finde ich dann doch noch eine Bauluecke, die aber in Kuerze auch nicht mehr existieren wird. Eine Runde Schwimmen und ein bisschen Ausruhen im Schatten einer Hotelmauer am Strand bis heute Nacht um 1 Uhr 20 mein Flieger geht.

 

 

Berkheim 24.10. Zurueck in Deutschland kann ich auf eine erlebnisreiche Woche zurueckblicken. Natuerlich waeren 2 Wochen besser gewesen, trotzdem hab ich sehr viel gesehen und die Reise nicht bereut. So unbuerokratisch die Einreise nach Aegypten, umso komplizierter war die Ausreise. Zunaechst liess mich der Kontroll-Posten vor dem Flughafen die letzten 300 Meter nicht mit dem Rad fahren, vielleicht haette ich einfach wieder winkend vorbeiradeln sollen. Stattdessen musste ich das gesamte Gepaeck wegmontieren und durchsuchen lassen und dann aufs Taxi umsteigen. Fuer die 300 m bezahle ich mehr wie fuer die Busfahrt nach Assuan. Im Flughafen dann schlecht organisierte Abfertigung, insgesamt muss ich 5 x meinen Pass vorzeigen, richtige Schlangen gibt es nicht, wer am meisten drueckt kommt als erster dran, keiner weiss ob er am richtigen Schalter ansteht. Und das ganze mit 4 Packtaschen unterm Arm und einem Fahrrad, das sich dank Packsack nicht mehr schieben laesst. Das sind die Momente in denen man es verflucht mit dem Fahrrad zu verreisen. Der Rueckflug ist entspannt, habe 3 Sitzplaetze fuer mich und komme gut ausgeschlafen morgens um 7 Uhr in Zuerich an. Der letzte spannende Moment am Schuetzenheim Kloten: mein Auto steht unveraendert an seinem Platz.

 

 

Touren-Chronik (KM-Angaben incl. Besichtigungen und Umwege):

 

Sonntag 17.10. Fughafen – Hurghada, Hurghada – Assuan (Bus) 25 km

 

Montag 18.10. Assuan – High Dam – Assuan 50 km

 

Dienstag 19.10. Assuan – Edfu (oestliches Nilufer, Strasse) 115 km

 

Mittwoch 20.10. Edfu – Esna (westliches Nilufer, Feldwege und Pfade) 63 km

 

Donnerstag 21.10. Esna – Luxor (westliches Nilufer, Feldwege und Pfade) 73 km

 

Freitag 22.10. Luxor – Qena (westliches Nilufer, Feldwege und Pfade) 69 km

 

Samstag 23.10. Qena – Hurghada (Bus), Hurghada – Flughafen 35 km

 

Summe 430 km